Das Biest klemmt
Die Welt
Vor den Erfolg haben die Götter den Schweiß gestellt. Das gilt zumal in Griechenland – und in Zeiten von Corona. Sieben krankheitsbedingte Ausfälle musste der Regisseur Ulrich Rasche bewältigen, bevor er einen Grundlagentext des Abendlandes auf die schönste Bühne der Welt bringen konnte. Plötzlich streikte auch diese.
Im Amphitheater von Epidauros ist vierundzwanzig Stunden Action. Tagsüber zirpen die Zikaden, nachts proben die Münchner. Irgendwie haben die Zikaden den angenehmeren Job, denkt man, Ende Juli kurz nach acht Uhr abends den staubigen Pfad vom Parkplatz emporkraxelnd, auf dem Weg zur Generalprobe von Ulrich Rasches Inszenierung von „Agamemnon“, einer Koproduktion mit dem Residenztheater. Dann denkt man aber auch schon nichts mehr, weil einen dieses gewaltige Dreiviertelrund verschluckt wie der Schlund eines gefräßigen Haifisches.
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Das gute alte Horoskop ist nichts dagegen: Die Generation Therapie entdeckt millionenfach die Astrologie für sich. Ihr Leitstern sind die Astrogirls – die unbeschreiblich weibliche Avantgarde einer neuen, wirklich dunklen Romantik.
Satiriker Ingmar Stadelmann bietet ein besonderes Programm: Er liest aus einem Buch von AfD-Politiker Björn Höcke vor. Bei einem Auftritt in Berlin zeigt sich, welches Ziel Stadelmann verfolgt. Am Ende droht er an seinem Publikum zu scheitern.
„Chaos statt Musik“, urteilte die russische Tageszeitung „Prawda“ zur Premiere der einzigen Oper von Dmitri Schostakowitsch. Zuvor hatte Stalin wutentbrannt die Vorstellung verlassen. Zum 50. Todestag eröffnet die Mailänder Scala ihre Saison mit „Lady Macbeth“ – inszeniert von Bayreuths großer „Ring“-Hoffnung.
Die Fat-Positivity-Bewegung behauptet, Dicksein sei kein Problem, sondern ein Feindbild. Wer auf gesundheitliche Risiken und Kosten verweist, gilt heute als fettphob. Doch Übergewicht ist oft kein Schicksal. Und schon gar keine Identität.
Was bedeutet Treue wirklich – und ist es Selbstverrat, wenn man der Versuchung nicht nachgibt? Die Autorin hat dies schon vielfach getan. Doch hat es sie wirklich glücklich gemacht?
Ruth Klüger wurde von den Nazis als Elfjährige ins KZ deportiert, überlebte und schrieb darüber ein wichtiges Buch. Jetzt sind die Auschwitz-Erinnerungen ihrer Mutter aufgetaucht. Hat die Tochter die Publikation verhindert?
Verantwortungsvolle Eltern freuen sich, wenn ihre Kinder Bücher lesen. Doch auch, was drinsteht, sollte sie interessieren. Denn mit BookTok und dem Romantasy-Trend hat die „Smut“-Literatur die Kinderzimmer erreicht. Und die ist ziemlich verstörend.
Die Gründung der „Generation Deutschland“ beschäftigt die deutschen Podcasts. Ein AfD-Aussteiger erinnert sich an JA-Bundeskongresse, auf denen Anwesende geschockt auf „Deutschland, Deutschland über alles“-Gesänge reagierten. Zu seinem Ausstieg führten schließlich zwei Schlüsselmomente.
Die Discos sterben nicht ohne Grund: Die Gen Z feiert anders als jede Jugend zuvor. Am helllichten Tag, stocknüchtern und manchmal sogar mit Sportgeräten. Wie konnte es so weit kommen?
Blasphemie, Islamisten, Künstler und Journalist_Innen: Je stiller die Zeit, desto penetranter die unbeliebten Außenseiter in der Öffentlichkeit.
Egal, wie lange sich die Lehrer krankschreiben lassen – niemand rührt an die heilige Kuh der Bundesrepublik: die Privilegien der Beamten. Um deren Pensionsniveau zu halten, ist es oberste Pflicht der Normaldeutschen, ihr Rentenniveau weiter zu senken.
Worin besteht das humoristische Potenzial der AfD? Satiriker Ingmar Stadelmann hat auf Grundlage von Björn Höckes Buch „Nie zweimal in denselben Fluss“ ein Bühnenprogramm entwickelt. Er will aufklären – ohne zu belehren.
Unser Autor hielt es immer für übertrieben, von „Neusprech“ zu reden, wenn es um Sprachaktivismus heute geht. Dann las er das Grammatik-Kapitel am Ende von Orwells „1984“. Was er dort fand, ist doppelplusungut verstörend.