Das Berater-Problem
Die Welt
Unter Angela Merkel hatten ausgewählte Experten das Sagen in der Corona-Politik. Wer abweichende Positionen vertrat, wurde als Außenseiter abgestempelt. So wurden tiefe Gräben aufgerissen. Wenn die neue Regierung das ändern will, muss sie einen Fehler vermeiden.
Unter der Ägide der Kanzlerin Merkel wurde die Leopoldina, zuvor eine ehrwürdige Akademie von Naturforschern, zur ersten Adresse der wissenschaftlichen Politikberatung. Unwidersprochen konnte sie für sich reklamieren, die Mehrheit der Wissenschaft überhaupt zu vertreten. Wer nicht dazu gehörte, dem haftete sofort das Image des Außenseiters an, oft wurde es diesen Leuten auch bewusst angehängt. Das galt für Virologen mit abweichenden Forschungs- und Praxisansätzen ebenso wie für Experten anderer Disziplinen. Die Pandemie hat gezeigt, wie problematisch das war.