Darmstadt: Mehr Fälle von Pims bei Kindern nach Corona-Infektion
Frankfurter Rundschau
Kinder können nach einer Corona-Infektion durch eine Überreaktion ihres Immunsystems schwer krank werden. In Darmstadt verzeichnet man aktuell mehr Pims-Fälle.
Darmstadt – Die Zahl der Kinder, die mit oder wegen einer Coronavirus-Infektion im Krankenhaus behandelt werden müssen, steigt. Das sagte der Ärztliche Direktor der Darmstädter Kinderkliniken Prinzessin Margaret, Sebastian Becker, auf Anfrage der Frankfurter Rundschau. Aufgrund zunehmenden Personalmangels, der von Quarantäne und Krankheitsfällen verursacht werde, stoße man derzeit bereits an die Grenzen des Möglichen und geplante Behandlungen müssten verschoben werden.
Aktuell werden in Darmstadt zehn positiv getestete Kinder auf der Normalstation behandelt. So viele wie noch nie. Während diese Erkrankung bei den meisten milde verlaufe und zum Teil auch nur entdeckt werde, weil die kleinen Patient:innen wegen anderer Beschwerden ins Krankenhaus kommen, verzeichnet man aber zunehmend Fälle mit dem sogenannten Pediatric Inflammatory Multisystem Syndrome, kurz Pims. Dabei handelt es sich um eine überschießende Immunreaktion des Körpers, die nach aktuellem Kenntnisstand durch eine Corona-Infektion entstehen kann.
Allein in den vergangenen Wochen habe man in Darmstadt fünf Pims-Fälle behandelt, nachdem es zuvor mehrere Monate keinen einzigen gab. „Vermutlich sehen wir aktuell wieder Kinder mit der Erkrankung durch die steigenden Fallzahlen“, so Becker. Von bundesweit 700.000 Covid-Infektionen bei Kindern hätten bis September 2021 insgesamt 417 Pims entwickelt. In Darmstadt verzeichnete man bisher 20 Fälle von Pims. Todesfälle habe es in Deutschland bisher keine gegeben.
Die Erkrankung stelle sich meist zwei bis sechs Wochen nach einer Covid-Infektion ein, die oftmals milde oder sogar symptomlos verlaufen sei, so Becker. Die Entzündungsreaktion betreffe den kompletten Organismus und zeige sich durch Symptome wie starke Kopf- und Nackenschmerzen, hohes Fieber, Husten, Bauchschmerzen und Übelkeit. Die Mehrzahl der Fälle landet laut Becker auf der Intensivstation, meist mit Beatmung. Bei sieben Prozent der Erkrankten blieben langfristige Schädigungen. Trisomie 21, Übergewicht und ein Alter über sechs Jahre scheinen Risikofaktoren für Pims zu sein. Erfreulich findet Becker, dass es Hinweise aus den USA gebe, wonach eine Impfung gegen Sars-Cov-2 auch vor Pims schützen könne.
In den Frankfurter Kliniken ist die Erkrankung bisher noch nicht stark in Erscheinung getreten. Am Clementine-Kinderhospital gebe es bisher nur einen Verdachtsfall, so ein Sprecher des Krankenhauses. Die Situation sei anders als im Frühjahr 2021, als es mehr Fälle von Pims gegeben habe. „Es spielt noch keine Rolle“, sagte der Sprecher.