Chefredakteur von Lokalzeitung in der Türkei auf offener Straße erschossen
Frankfurter Rundschau
In der Türkei stirbt der Chefredakteur einer Lokalzeitung nach Schüssen. Ein Verdächtiger wird festgenommen.
Istanbul – Der Chefredakteur einer lokalen Internetzeitung ist in der Türkei erschossen worden. Güngör Arslan sei am Samstag (19.02.2022) vor dem Redaktionsgebäude seines Portals Ses Kocaeli in der westtürkischen Stadt Izmit von mehreren Kugeln getroffen worden. Er starb im Krankenhaus an seinen Verletzungen in der Brust und am rechten Bein, berichteten lokale Medien. Der Journalist sollte am Sonntag (20.02.2022) beerdigt werden.
Ein Verdächtiger wurde offiziellen Angaben zufolge festgenommen. Der Hintergrund der Tat war unklar. Das Komitee zum Schutz von Journalisten (CPJ) forderte die Behörden dazu auf, zu klären, ob der Angriff auf Arslan mit seiner journalistischen Arbeit zusammenhänge.
Auch die Organisation Reporter ohne Grenzen forderte eine umfassende Aufklärung und verwies via Twitter auf einen Artikel, den Arslan einen Tag vor seinem Tod veröffentlicht hatte. Darin erhob Arslan Korruptionsvorwürfe gegen den Bürgermeister der von der Regierungspartei AKP geführten Gemeinde. Der Journalist warf dem Politiker etwa vor, Baufirmen Aufträge zugeschanzt zu haben.
Hartes Vorgehen gegen Medienschaffende hat in der Türkei von Recep Tayyip Erdogan Methode. Erst Ende Januar kam die TV-Journalistin Sedef Kabas in U-Haft, weil sie angeblich Präsident Erdogan beleidigt haben soll. Wegen der Inhaftierung des Journalisten Deniz Yücel verurteilte der Europäische Gerichtshof für Menschenrechte die Türkei zuletzt zu einer Entschädigungszahlung. Das Vorgehen Ankaras habe unter anderem das Recht des „Welt“-Korrespondenten auf freie Meinungsäußerung verletzt, hieß es. (kke/dpa)