Carles Puigdemont: Früherer katalanischer Regierungschef in Italien festgenommen
Frankfurter Rundschau
Ob Kataloniens ehemaliger Regierungschef an Spanien ausgeliefert wird, ist offen. Das Gericht könnte schon heute darüber entscheiden.
Madrid/Brüssel/Rom - Der frühere katalanische Regierungschef Carles Puigdemont, der in Spanien wegen seiner Beteiligung am gescheiterten Abspaltungsversuch von 2017 gesucht wird, ist in Italien festgenommen worden. „Präsident Puigdemont wurde bei seiner Ankunft in Sardinien verhaftet, wo er als Europaabgeordneter unterwegs war“, teilte sein Anwalt Gonzalo Boye auf Twitter mit.
Puigdemont wurde nach Angaben seines Stabschefs Josep Lluis Alay von italienischen Grenzpolizisten am Flughafen von Alghero an der Nordwestküste der italienischen Mittelmeer-Insel festgenommen. Demnach war Puigdemont nach Alghero gereist, um an einem Kulturfestival teilzunehmen und mit gewählten Vertretern der Insel zu sprechen. Am Freitag soll der 58-Jährige dem Berufungsgericht in Sassari vorgeführt werden, „das über seine Freilassung oder Auslieferung an Spanien entscheiden wird“, erklärte Alay auf Twitter.
Grund sei ein von Spaniens Oberstem Gerichtshof 2019 ausgestellter Europäischer Haftbefehl gegen den in Belgien lebenden Separatisten, berichtete die Zeitung „La Vanguardia“ unter Berufung auf Informationen aus dem Gerichtshof in Madrid. Die Festnahme dürfte den gerade erst begonnenen Dialog zwischen der spanischen Zentralregierung in Madrid und der separatistischen Regionalregierung in Barcelona über eine Beilegung der jahrelangen Krise noch schwieriger machen.