Boris Johnson kann aufatmen: Bericht über Lockdown-Partys soll stark zensiert werden
Frankfurter Rundschau
Boris Johnson steht wegen der Affäre um Lockdown-Partys in der Downing Street unter Druck. Allerdings sieht es danach aus, als könne er seinen Kopf mal wieder aus der Schlinge ziehen.
Update vom Freitag, 28.01.2022, 16.35 Uhr: Boris Johnson dürfte ein Stein vom Herzen fallen: Die Londoner Polizei will den mit Spannung erwarteten Bericht über Lockdown-Partys im britischen Regierungssitz in wesentlichen Teilen schwärzen lassen. „Wir haben darum gebeten, in dem Bericht des Cabinet Office nur minimalen Bezug auf die Veranstaltungen zu nehmen, die von der Metropolitan Police untersucht werden“, hieß es in einer Mitteilung von Scotland Yard am Freitag (28.01.2022). Damit solle „jegliche Voreingenommenheit“ bei den Ermittlungen verhindert werden, hieß es zur Begründung.
Die Polizei hatte am Dienstag überraschend angekündigt, in der Sache zu ermitteln. Die Veröffentlichung des internen Regierungsberichts durch die Spitzenbeamtin Sue Gray wurde dadurch verzögert. Eigentlich wurde schon in dieser Woche mit dem vollständigen Bericht gerechnet. Nun ist fraglich, ob er überhaupt noch vor Abschluss der polizeilichen Ermittlungen ans Tageslicht kommt. Jetzt gewinnt Boris Johnson weiter wertvolle Zeit, denn ein stark zensierter Bericht dürfte ihn wohl kaum gefährden. Die Gefahr einer Revolte in seiner Fraktion scheint damit vorerst abgewendet.
Update vom Mittwoch, 26.01.2022, 19.53 Uhr: Großbritanniens Premierminister Boris Johnson will ungeachtet der Rücktrittsforderungen wegen des Skandals um Lockdown-Partys in seinem Umfeld die Regierungsgeschäfte normal weiterführen. „Wir - und insbesondere ich - machen mit der Arbeit weiter“, entgegnete Johnson am Mittwoch im Londoner Unterhaus auf die scharfe Kritik vieler Abgeordneter. Die Opposition bekräftige ihre Rücktrittsforderung und forderte die vollständige Veröffentlichung eines Untersuchungsberichts zu den Party-Vorwürfen.
Johnson habe „nichts als Verachtung für den Anstand, die Ehrlichkeit und den Respekt gezeigt, die dieses Land auszeichnen“, sagte der Chef der oppositionellen Labour-Partei, Keir Starmer. Er gehe davon aus, dass der Untersuchungsbericht der Regierungsbeamtin Sue Gray bald veröffentlicht werde und Johnson „heute oder morgen“ darauf werde reagieren müssen.
Entgegen mancher Erwartung erklärte die Regierung am Mittwochnachmittag, den Bericht der Regierungsbeamtin noch nicht erhalten zu haben. Der Sender Sky News berichtete, die Veröffentlichung könnte unter Umständen erst in der kommenden Woche erfolgen.