Booster-Impfung gegen Corona: Fachleute warnen vor zu kurzen Abständen
Frankfurter Rundschau
Während erste Länder eine vierte Impfung gegen Corona zugelassen haben, warnen Fachleute, dass zu viele Booster auch das Immunsystem überfordern könnten.
Berlin – Im Kampf gegen das Corona-Virus* suchen Politik und Wissenschaft nach einem wirksamen Weg, die Bevölkerung vor einem schlimmen Covid-19-Verlauf zu schützen und so die Pandemie langfristig zu beenden. Ein wichtiger Faktor dabei ist die Impfung und die Frage, wie oft Auffrischungsimpfungen, so genannte Booster, sinnvoll sind.
So arbeiten Forschende in aller Welt derzeit an Studien, die sich mit den Effekten verschiedener Corona-Impfstoffe* auseinandersetzen und sich der Frage widmen, ob zu häufige Impfungen sich womöglich auch negativ auf das Immunsystem auswirken können. Das berichtet das Nachrichtenportal DW.com.
Im Zentrum dieser Frage stehen etwa mögliche Auswirkungen, die zu häufige Booster-Impfungen gegen Corona auf die so genannten T-Zellen haben könnten. T-Zellen stellen im menschlichen Körper einen Teil der erworbenen Immunantwort dar und spielten insbesondere bei der Abwehr gegen die vom Coronavirus ausgelöste Krankheit Covid-19 eine wichtige Rolle. Wie DW.com berichtet, befürchten manche Forschende, dass der häufige Kontakt mit Antigenen eine T-Zell-Anergie auslösen und so das Immunsystem überfordern könnte. Eine T-Zell-Anergie führe dazu, dass die Immunantwort durch T-Zellen deaktiviert wird.
Belege, dass wiederholte Corona-Impfungen zu einer T-Zell-Anergie führen, gebe es laut der Harvard-Professorin Sarah Fortune, die zu Immunologie und Infektionskrankheiten forscht, noch keine – allerdings wissenschaftliche Indizien. Dass T-Zellen beim wiederholten Kontakt mit Antigenen dysfunktional würden, sei bereits „bei HIV oder Krebs erforscht, wo das Antigen ständig vorhanden ist, nicht nur bei wiederholten Impfungen“, erklärte Fortune DW.com.
Dass eine T-Zell-Anergie nach einer wiederholten Corona-Impfung bei Menschen bislang nicht aufgetreten sei, bestätigte dem Nachrichtenportal auch Immunologie-Professor Reinhard Obst von der Ludwig-Maximilians-Universität in München. Dennoch mahnt der Experte zur Vorsicht, auch aus dem Grund, dass Auffrischungsimpfungen in einer so hohen Frequenz bislang gegen keine Krankheit üblich seien. Der Gedanke an eine mögliche Erschöpfung der T-Zellen sollte ein Grund sein innezuhalten.