Bolsonaro soll wegen Corona-Politik angeklagt werden: „Dramatische Folgen verschlimmert“
Frankfurter Rundschau
Der brasilianische Präsident Bolsonaro nannte Covid-19 „Grippchen“ und kämpfte gegen Impfungen. Eine Kommission fordert die Aufarbeitung seiner Corona-Politik.
Brasilia - Jetzt könnte es doch eng werden für Präsident Jair Bolsonaro. Der Grund: seine verheerende Corona-Politik. Eine Untersuchungskommission des brasilianischen Senats empfahl am Mittwoch, den radikal rechten Machthaber wegen Verbrechen gegen die Menschlichkeit, Verletzung der Gesundheitsvorschriften, dem Vorschub leisten für die Verbreitung einer Pandemie und sechs weiteren Vergehen und Verbrechen vor Gericht zu bringen. Insgesamt werden ihm neun Delikte zur Last gelegt.
In der 1000 Seiten schweren Untersuchung wird Bolsonaro „eine makabre Strategie“ im Umgang mit den Gefahren durch das Sars-Covid-2-Virus vorgeworfen. Und es wird das Bild einer Regierung gezeichnet, die in geradezu gespenstischer Weise die Gefahren des Virus verkannt, kleingeredet und dann auch verfehlte Maßnahmen ergriffen hat. Auch im August fiel erneut auf, dass Bolsonaro die Corona-Regeln ignoriert.
Das Dokument ist das Ergebnis einer mehr als sechs Monate dauernden Untersuchung, während der Hunderte von Zeuginnen und Zeugen befragt und Tausende Dokumente gesichtet wurden. Die zum Teil im Fernsehen übertragenen Debatten waren ein wahrer Quotenrenner und endeten bisweilen beinahe in Faustkämpfen.