Bildungspolitik: Es fehlt an allem
Frankfurter Rundschau
Eine Zeitenwende in der Bildungspoltik ist nötig, damit Studien dem hiesigen Bildungssystem nicht dauerhaft die Note 6 geben.
Der „Bildungsmonitor“ der deutschen Wirtschaft fällt verheerend aus. Das Bildungsniveau in Deutschland hat sich dramatisch verschlechtert. Die Zahl der Schulabgängerinnen und -gänger ohne Abschluss steigt. Beim Lesen, Zuhören, in der Rechtschreibung und in Mathematik haben Viertklässler:innen seit 2013 nachgelassen. Ein ganzes Jahrzehnt ohne Fortschritt.
Ähnlich gravierend: Bis 2035 werden bis 66 000 weitere Lehrkräfte fehlen. Eine Bildungskatastrophe mit Ansage. Besonders düster sieht es bei Schulqualität, Integration und Bildungsarmut aus. Die Bildungsforschenden erwarten für die nächste Zeit noch „deutlich schlechtere Werte“.
Die Diagnose ist nicht neu, aber sie bleibt bitter: In Sachen Bildung ist Deutschland schlicht nicht auf der Höhe der Zeit. Ein knappes Vierteljahrhundert nach dem Pisa-Schock hat das föderale Bildungssystem noch immer keine Antwort auf die Frage gefunden, wie es seine Kinder vernünftig auf das Leben vorbereitet.
Was ist zu tun? Mehr frühkindliche Bildung, mehr schulische Selbstbestimmung, mehr Leseförderung, mehr Blicke über den Tellerrand und mehr Ganztagsangebote, die über eine reine Kinderverwahrung hinausgehen. Die Forschenden haben Recht, wenn sie eine Zeitenwende in der Bildungspolitik fordern.