Alle Augen auf Thüringen – Selbst die Linke ruft jetzt zur Wahl der CDU auf
Frankfurter Rundschau
In Thüringen könnte der erste AfD-Landrat in Deutschland gewählt werden. Selbst die Linke empfiehlt die Wahl des CDU-Gegenkandidaten in Sonneberg.
Sonneberg/Erfurt – Am vergangenen Sonntag (11. Juni) wäre der AfD-Kandidat Robert Sesselmann im südthüringischen Sonneberg fast zum ersten AfD-Landrat in Deutschland gewählt worden. Mit 46,7 Prozent erhielt er bei niedriger Wahlbeteiligung mit deutlichem Abstand die meisten Stimmen. Ein Schock für alle demokratischen Parteien. Jetzt spricht sich sogar die Linke dafür aus, in der anstehenden Stichwahl seinen CDU-Gegenkandidaten zu wählen.
Dass nun sogar die Linke zur Wahl eines CDU-Kandidaten aufruft, verdeutlicht die Dramatik der Situation, denn sie befindet sich schließlich auf der anderen Seite des politischen Spektrums. Jedoch wollen alle demokratischen Parteien Thüringens verhindern, dass der AfD-Politiker Robert Sesselmann bei der Landrats-Stichwahl am 25. Juni zum ersten AfD-Landrat in Deutschland gewählt wird. Angesichts seines Ergebnisses im ersten Wahlgang und einer geringen Wahlbeteiligung von nur 49,1 Prozent ein nicht auszuschließendes Szenario. Das hohe Wahlergebnis und die Beinahe-Wahl des AfD-Landratskandidaten hatten deutschlandweit für Aufsehen gesorgt.
Thüringens Ministerpräsident Bodo Ramelow von den Linken hatte Kritik an der niedrigen Wahlbeteiligung und indirekt auch am Wahlergebnis geäußert: „Die Hälfte, die nicht hingegangen ist, trägt auch ein Stück Mitverantwortung dafür, dass der AfD-Kandidat beinah aus dem Stand 50 Prozent gekriegt hat“, sagte Ramelow. Der AfD-Co-Vorsitzende Thüringens, Stefan Möller, hatte ihm daraufhin eine Verletzung des Neutralitätsgebots vorgeworfen.
Wie auch die anderen demokratischen Parteien in Thüringen hat die Thüringer Landesspitze der Linken eine Wahlempfehlung für Sesselmanns Gegenbewerber für das Landratsamt, den CDU-Politiker Jürgen Köpper, ausgesprochen. Die Landesvorsitzende der Linken in Thüringen, Ulrike Grosse-Röthig, sagte, alle demokratischen Parteien im Landkreis in Südthüringen müssten nun der Vernunft folgen „und sich auf die Unterstützung des demokratischen Kandidaten verständigen“.
Auf Twitter schrieb sie am Montag (12. Juni): „Entscheidungen über Wahlempfehlungen werden vor Ort getroffen. Persönlich halte ich es aus der Verantwortung für unsere Demokratie heraus für notwendig, Herrn Köpper in der Stichwahl zu unterstützen“. Und auch der Linken Kreisverband Sonnenberg schloss sich dem an und twitterte: „Wir wollen einen AfD Landrat in Sonneberg verhindern! Daran kann es gar keinen Zweifel geben! Wir rufen alle Wähler und Wählerinnen dazu auf, am 25.06. zur Wahl zu gehen und eine demokratische Stimme abzugeben“.