Afghanistan: Großbritanniens Regierung räumt „Unachtsamkeit“ ein
Frankfurter Rundschau
Vor der Sondersitzung des Unterhauses ist Boris Johnsons Regierung auf der Suche nach Bündnispartnern. Aus der Opposition kommt heftige Kritik.
Vor der Sondersitzung des Unterhauses zur Situation in Afghanistan wurde es in der britische Regierung am Dienstag hektisch. Premier Boris Johnson kündigte in einem Telefonat mit Bundeskanzlerin Angela Merkel ein virtuelles G7-Treffen der führenden westlichen Industrienationen an, in dem das Vorgehen gegenüber der neuen Taliban-Regierung koordiniert werden soll. Außenminister Dominic Raab zufolge setzt man in London auch auf Gespräche im UN-Sicherheitsrat mit „schwierigen Partnern“ wie China und Russland. Die eintägige Unterbrechung der noch bis Anfang September dauernden Parlamentspause hatte die Labour-Opposition unter Keir Starmer erzwungen. Man habe „die Regierung schlafend am Steuer“ erwischt, nahm Labour-Außenpolitikexperte Stephen Kinnock in Medieninterviews die Kritik voraus, die dem konservativen Team auch aus den eigenen Reihen entgegenschallen dürfte. Freilich teilt die Brexit-Riege dieses Schicksal nicht nur mit den eigenen Streitkräften, Geheimdiensten und den meisten Afghanistankenner:innen, sondern auch mit westlichen Verbündeten, allen voran den USA. Premier Johnson verbrachte einen Tag in seinem Sommerurlaub, ehe er an die Arbeit zurückkehrte. Telefonaten mit Nato-Generalsekretär Jens Stoltenberg und UN-Chef António Guterres am Sonntag folgte tags darauf ein fernmündliches Gespräch mit dem französischen Präsidenten Emmanuel Macron. Die beiden europäischen Mitglieder erwägen, im UN-Sicherheitsrat eine gemeinsame Afghanistanresolution einzubringen.More Related News