Afghanische Aktivistin: "Wir geben den Kampf nicht auf“
DW
Ende Januar 2022 wurde die 25-jährige Tamana Zaryab Paryani in Kabul verhaftet und ins Gefängnis gesteckt. Drei Wochen lang wurde sie brutal gefoltert, misshandelt und verhört. Der DW erzählt sie nun ihre Geschichte.
"Mir wurde der Mund verbunden, Füße und Hände wurden gefesselt. Man hielt meine Beine fest und einer der Gefängniswärter schlug mit einem Kabel auf meine Fußsohlen. Manchmal steckten sie meine Füße ins Wasser und versetzten mir mit Elektrokabeln Stromstöße, bis ich bewusstlos wurde. Auch stülpten sie mir eine Plastiktüte über den Kopf, die sie dann erst kurz vor meinem Erstickungstod wegnahmen", sagt Tamana Zaryab Paryani.
Im Januar 2022 wurde die 25-Jährige in Kabul mitten in der Nacht verhaftet und ins Gefängnis gesteckt. Drei Wochen lang wurde sie brutal gefoltert, misshandelt und verhört. Mit ihr im Gefängnis landeten ihre drei jüngeren Schwestern. Tamana hatte zuvor Demonstrationen gegen die Herrschaft der Taliban organisiert.
In den Augen der Taliban verstieß Tamana vor allem mit der öffentlichen Verbrennung einer Burka gegen deren neue Gesetze, denn seit der Machtübernahme im August 2021 dürfen Frauen nicht mehr aktiv am politischen und gesellschaftlichen Leben teilnehmen. Die Selbstverwirklichung aller Frauen ist seitdem stark eingeschränkt. Alle Frauen müssen sich verschleiern. In Kabul und anderen Städten ließen die Taliban Plakate aufhängen, auf denen unverschleierte Frauen mit Tieren verglichen wurden.
Tamana Zaryab Paryani ist studierte Juristin und arbeitete vor der Machtübernahme der Taliban als Journalistin für eine Zeitung. Wie viele andere Frauen in Kabul akzeptierte sie diese neuen Auflagen der Taliban nicht. Sie war eine der Organisatorinnen von Protesten hunderter Frauen Anfang September 2021, denen die Taliban brutal mit Schlägen, Waffengewalt und Inhaftierung der Teilnehmerinnen begegneten.
Tamana selbst wurde nicht sofort verhaftet. Erst Monate später drangen bewaffnete Talibankämpfer mit Gewalt in ihre Wohnung ein, in der sie zusammen mit ihren drei Schwestern lebte. Geistesgegenwärtig filmte Tamana das gewaltsame Eindringen und verbreitete die Bilder über Facebook. Ihre Verhaftung konnte so von vielen Menschen in aller Welt mitverfolgt werden - es war wohl dieser Hilferuf, der ihr und ihren Schwestern letztendlich das Leben rettete. Nur wusste sie das zu dem Zeitpunkt noch nicht.