Abtreibungen verboten: Texas ruft zum Denunzieren auf
Frankfurter Rundschau
Der Oberste Gerichtshof der USA lehnt einen Eilantrag gegen das neue Abtreibungsrecht in Texas ab. Für Aufregung sorgt vor allem auch das Kopfgeld.
Washington/Austin – Der US-Bundesstaat Texas wird für christliche-konservative Fundamentalisten in den USA so etwas wie ein Schlaraffenland. Denn wenn irgendwo ihre Träume wahr werden, dann ja wohl in Texas. Am 1. September 2021 wurden gleich zwei Wünsche auf einmal erfüllt. So ist zum einen das Tragen von Waffen auch ohne Genehmigung erlaubt, wovon wahrscheinlich vor allem Männer Gebrauch machen werden (und ein paar Frauen). Von einer anderen Regelung sind Männer allerdings nicht betroffen, das Verbot betrifft nur Frauen. Das neue „Heartbeat“-Gesetz verbietet jede Abtreibung ab dem Zeitpunkt, zu dem der Herzschlag des Fötus festgestellt werden kann, also etwa ab der sechsten Schwangerschaftswoche. Viele Frauen wissen zu diesem Zeitpunkt noch nicht, dass sie schwanger sind. Selbst im Fall einer Vergewaltigung oder bei Inzest sieht das Gesetz keine Ausnahmen vor. Abtreibungen zu einem späteren Zeitpunkt sind nur erlaubt, wenn die Gesundheit der Schwangeren in Gefahr ist. Für Empörung sorgt auch, dass nicht die Behörden die neuen Regelungen durchsetzen sollen, sondern Privatleute. Diese werden ermutigt, zivilrechtlich gegen jene vorzugehen, die einer Frau bei einem Schwangerschaftsabbruch helfen – etwa gegen jemanden, der eine Betroffene zu einem Abtreibungstermin fährt, Eltern, die für eine Abtreibung zahlen oder Beschäftigte des Gesundheitswesens. Die Menschen werden ermutigt jene zu verklagen, die sie verdächtigen, Frauen bei einer Abtreibung nach der sechsten Woche geholfen zu haben. Die Klageführenden erhalten im Falle einer Verurteilung mindestens 10.000 Dollar, die vom Verurteilten zu zahlen sind.More Related News