„Verzweifelte Feigheit“ in Syrien: IS-Anführer sprengt sich und seine Familie in die Luft
Frankfurter Rundschau
Die USA haben in einer Militäroperation den Anführer des sogenannten Islamischen Staates (IS) getötet. Anderen Angaben zufolge hat er sich selbst in die Luft gesprengt.
+++ 17.53 Uhr: Bei einem Einsatz von US-Spezialeinheiten in Nordsyrien ist nach Angaben von US-Präsident Joe Biden der Anführer der Extremistengruppe Islamischer Staat (IS) getötet worden. Abu Ibrahim al-Haschimi al-Kuraischi habe bei Beginn der Operation einen Sprengsatz gezündet und sich und Mitglieder seiner Familie getötet, darunter Frauen und Kinder, sagte Biden am Donnerstag (03.02.2022) in Washington.
Die Detonation sei so stark gewesen, dass Körper aus dem Gebäude und in die Umgebung geschleudert worden seien, hieß es in US-Regierungskreisen. Biden sei über die Vorbereitung des Einsatzes vor über einem Monat unterrichtet worden. Am Dienstagmorgen (01.02.2022) habe der Präsident grünes Licht gegeben.
Biden zufolge war es eine bewusste Entscheidung, US-Spezialkräften den Einsatzbefehl zu geben, anstelle eines Raketenangriffs. Dies sei zwar mit einem weitaus höheren Risiko für die eigenen Soldaten verbunden, sei aber geschehen, um die Zahl ziviler Opfer möglichst gering zu halten. Al-Kuraischi habe in einem Akt „verzweifelter Feigheit“ die dritte Etage des Gebäudes in die Luft gejagt, ohne jede Rücksichtnahme auf seine Familie. Unter den Toten waren nach Angaben aus US-Regierungskreisen auch Al-Kuraischis Frau und Kinder von ihm.
Die Operation verlief aber nicht völlig reibungslos. Offenbar ist einer der eingesetzten Helikopter der USA mit technischen Problemen ausgefallen. Er soll anschließend gesprengt worden sein – um zu verhindern, dass Militärgerät in Syrien zurückbleibt.
+++ 15.45 Uhr: Bei dem Einsatz von US-Bodentruppen in Syrien hat es sich offenbar um eine ganze Serie von Attacken gehandelt. Die Spezialeinheit der US-Armee ist nach Angaben von Augenzeugen mit Hubschraubern zu den Einsatzorten gelangt. „Wir sind um ein Uhr nachts durch die Geräusche von Helikoptern erwacht. Gegen drei Uhr hörten wir dann Trommelfeuer“, so ein Augenzeuge aus Atmeh, dem Ort nahe der Grenze zur Türkei, gegenüber dem Nachrichtensender Aljazeera.