„Schwarze Kunst liegt halt im Trend“
Die Welt
Nirit Takele ist zurzeit eine der umworbensten Künstlerinnen Israels. Von Anfang an war die Äthiopierin ein Underdog, in ihrer Heimat war sie „die Jüdin“, in Israel „die Äthiopierin“. Doch die Künstlerin schert sich nicht weiter darum. Identität ist für sie schlicht eine Frage der Einstellung. Eine Begegnung.
Mitten in ihrer Zwölf-Stunden-Schicht in einer Fabrik für Druckerteile beschloss Nirit Takele, Malerin zu werden. Ihr Job bestand im Wesentlichen daraus, einen Knopf zu drücken, und Takele hatte das Gefühl, mehr tot zu sein als lebendig. Also nahm sie Unterrichtsstunden bei einer Kunstlehrerin in Tel Aviv, schließlich hatte sie als Kind schon gern gemalt. Einmal die Woche nach Schichtende lernte sie Ölmalerei, Komposition und Farbgestaltung. Dabei überlegte sie, wie ihr Leben weitergehen soll.
Vielleicht Wirtschaft studieren? Oder doch nur einen anderen Job suchen? Beim Warten an einer Bushaltestelle fiel ihr Blick auf das Gebäude des Shenkar College. Spontan bewarb sie sich dort für ein Kunststudium. „Beim Aufnahmegespräch fühlte ich mich wie bei einer Castingshow“, sagt sie. „Die Jury hatte drei Mitglieder. Es gab extrem viele, extrem aufgeregte Bewerber, die mit riesigen Mappen und Skulpturen angereist waren.“ An Takeles schmalen Fingern baumelte dagegen nur eine Plastiktüte, darin sieben Zeichnungen und zwei Ölbilder, gemalte Beobachtungen aus der Fabrik.