„Panik und Angst“: Virologe Stöhr kritisiert Lauterbach-Plan
Frankfurter Rundschau
Mit scharfen Worten wendet sich Virologe Klaus Stöhr gegen den Corona-Kurs der Bundesregierung. Er stellt klare Forderungen auf.
Berlin – Auf dem letzten Corona-Gipfel wurden Lockerungen beschlossen. Allerdings sollen diese nach einem Stufenplan ablaufen. Gesundheitsminister Karl Lauterbach wandte sich bei der nachfolgenden Bundespressekonferenz nochmals eindringlich an die Bundesländer, nicht zusätzliche Lockerungen zu den Beschlüssen des Corona-Gipfels zu beschließen. „Das ist alles auf Kante genäht“, erklärte Lauterbach und fügte warnend hinzu: „Das ist das Maximum, was wir uns an Lockerungen leisten können.“
Dem widerspricht nun Virologe Klaus Stöhr vehement. In der Podcast-Reihe „Corona-Strategie mit Prof. Klaus Stöhr“ schießt er vor allem gegen Karl Lauterbach.
Die vorsichtigen Lockerungsschritte seien bei der Bundespressekonferenz auch damit begründet worden, dass noch zu wenig über die Gefahr des Omikron-Subtyps-B2 bekannt sei. Diese Begründung sei schlicht „unzufriedenstellende Kommunikation, die auf Panik und Angst drängt“, sagt Virologe Stör. Das müsse wissenschaftlich genau eingeordnet werden.
Zwar sei die Übertragbarkeit und damit das Ansteckungsrisiko des Omikron-Subtyps höher, das heiße aber nicht, dass sich auch die Krankheitslast ändere. „Diese Variante dann hinzustellen als besondere Bedrohung, als Grund dafür, warum man nicht öffnen will, halte ich für außerordentlich fehlleitend“, betont Stöhr. Klar sei, die Variante kommt, und sie könnte auch in Deutschland zu einer dominierenden Corona-Variante werden, aber an der „Gesamtkrankheitslast“, würde sich nichts ändern. Lediglich würde „es vielleicht schneller gehen mit der natürlichen Immunisierung des Rests der Bevölkerung.“
Auch die Begründungen, wegen Long Covid oder der Impflücke in Deutschland vorsichtiger in Sachen Lockerungen vorgehen zu wollen, kritisiert der Virologe. Er findet: Die Bundesregierung müsse jetzt einen vollkommen anderen Weg gehen. „Ich glaube, dass es ganz wichtig ist, dass die Bundesregierung jetzt wirklich proaktiv die Zukunft und das Ende der Pandemie kommuniziert. Nämlich: Alle infizieren sich, alle sollten sich möglichst impfen lassen, für die die Impfung der bessere Weg ist als die Infektion“.