„Occupy Wall Street“-Initiator: „Weltrevolution wird aus Hoffnungslosigkeit und Zorn geboren“
Frankfurter Rundschau
Der Filmemacher Kalle Lasn gilt als Vater der „Occupy Wall Street“-Bewegung. Ein Gespräch über die Mutlosigkeit der Linken und die Wirkungsmacht von Kürbiskuchen.
Frankfurt - Im Juni 2011 rief das von Kalle Lasn herausgegebene Magazin „Adbusters“ dazu auf, die New Yorker Wall Street zu besetzen. Im September jenes Jahres folgten Aktivistinnen und Aktivisten aus der ganzen Welt dem Appell. Lasn, ein Veteran der 68er-Bewegung, gründete 1989 im kanadischen Vancouver „Adbusters“ mit dem Ziel, den Konsumkapitalismus mit der Taktik des „Culture Jamming“ zu unterwandern: Darunter verstanden Lasn und sein Partner Micah White etwa das Veröffentlichen von Anzeigen und Werbefilmen mit einer antikapitalistischen Botschaft. Zum zehnten Jubiläum von „Occupy Wall Street“ ruft „Adbusters“ nun zu „Occupy 2.0“ auf.
Herr Lasn, die aktuelle Ausgabe von „Adbusters“ proklamiert auf dem Titel: „Occupy 2.0“. Wie stellen Sie sich die Neuauflage von Occupy vor?
Wir haben das Gefühl, dass die erste Auflage von Occupy vor zehn Jahren nur eine Probe war für größere Dinge. Occupy ist ein wenig im Sande verlaufen, und wir glauben hier, dass wir weiter unsere Köpfe gegen die Wand hauen sollten. Bei Occupy vor zehn Jahren ging es in erster Linie um die Finanzwelt. Bei Occupy 2.0 soll es mehr um die Klimakrise gehen und darum, dass unsere Anführer korrupt sind. Wir glauben nicht mehr daran, dass beim Klimagipfel in Glasgow wirklich irgendetwas Bedeutsames passiert. Unsere Anführer haben nicht vor, tatsächlich die Probleme zu lösen. Es liegt an uns, etwas zu tun. Deshalb haben wir uns die Kürbiskuchen-Rebellion ausgedacht.