
„Hannedampf“ Ratzeburg gibt Ruhe
Frankfurter Rundschau
Fast ein ganzes Leben hat Hannelore Ratzeburg für die Belange des Frauenfußballs gekämpft – bald scheidet sie als einzige Frau aus dem DFB-Präsidium aus.
Ein bisschen Wehmut kommt schon auf, aber ich bin nicht aus der Welt.“ Hannelore Ratzeburg will ganz ehrlich sein: Dieser Abschied fällt ihr nicht leicht. Das WM-Qualifikationsspiel in Portugal ist die letzte Dienstreise, die die 70-Jährige mit dem deutschen Frauen-Nationalteam angetreten hat, dem sie seit 1982 als Delegationsleiterin dient. Eine irre lange Zeit. „Das ist etwas, was mir keiner nehmen kann, und davon werde ich die nächsten Jahre zehren.“ Der offizielle Schlussstrich wird am 11. März beim DFB-Bundestag in Frankfurt gezogen, wenn die DFB-Vizepräsidentin für Gleichstellung, Frauen- und Mädchenfußball aus dem Präsidium ausscheidet. Bis heute ist sie die einzige Frau im Gremium.
Martina Voss-Tecklenburg, 125-fache Nationalspielerin und seit knapp drei Jahren Bundestrainerin, kann sich ein Länderspiel ohne die Dauerfunktionärin schwerlich vorstellen. „Sie ist die Pionierin. Ihre Lebensleistung ist gar nicht hoch genug zu bewerten.“ Und was die 53-Jährige für sich sagen kann: Gerade in schwierigen Momenten „als ich schwanger war“, habe sie sich auf „Hannedampf“ verlassen können. Der Spitzname passt. Besser jedenfalls als Nervensäge, die die streitlustige Hamburgerin vor allem in den Anfängen war, als sie gegen für heutige Zeiten unfassbare Widerstände ankämpfte, um nach der Aufhebung des Frauenfußball-Verbots am 31. Oktober 1970 in Travemünde ihre vielen Anliegen in einer Männerwelt zu verankern.
Kaum jemand blieb so hartnäckig wie die ehemalige Studentin der Sozialpädagogik, die sich an ihr erstes Spiel mit Grün-Weiß Emsbüttel noch gut erinnert: „Wir haben 0:6 gegen den HSV verloren, und 200 Männer haben sich die Bäuche gehalten.“ Denn gut ausgebildet waren die ersten Spielerinnen nicht, wie sie zugibt: „Es sah aus wie bei den F-Kindern.“ Sie machte damals schnell ihren Trainerschein, wurde Schiedsrichterin und Abteilungsleiterin, gründete den Ausschuss Frauen- und Mädchenfußball in Hamburg und forderte bald den gesamten DFB heraus, der sie 1977 zur Referentin für Frauen-und Mädchenfußball ernannte – und ihre Verbissenheit unterschätzte. Dass 1980 der DFB-Pokal für Frauen ausgespielt wurde, war ihr Verdienst, auch in der Frauenfußball-Kommission der Uefa bohrte sie gerne dicke Bretter.













