„Es gibt keine indogermanische oder ‚arische‘ Rasse“
Die Welt
Annalena Baerbock hat unterschrieben, dass alle Benin-Bronzen restituiert werden. Hunderte Artefakte kamen vor 120 Jahren in alle großen Museen des Kaiserreichs. Für Deutschland erworben hat sie Felix von Luschan. Wer war der Anthropologe, der privat mehr als 6000 Schädel und Skelette besaß.
Der Chief der Herero, ein Christ, hatte 1896 ein Stück Herero-Land im heutigen Namibia an die Deutschen verkauft. Danach äußerste er den Wunsch, als Oberhäuptling seines Volkes den deutschen Kaiser kennenzulernen. Tatsächlich wurde er nach Berlin eingeladen und von Kaiser Wilhelm II. empfangen. Noch ahnte niemand, dass das kaiserliche Deutschland knapp zehn Jahre später einen Völkermord an den Herero und Nama begehen würde. Nach der ehrenvollen Audienz begann für ihn und alle ihn begleitenden Nama der unangenehme Teil ihrer Reise. Die Gruppe musste der gerade laufenden Berliner Kolonialausstellung in Treptow einige Tage lang zur Verfügung stellen. Auf herabsetzende Weise. Sie wurde in einem nachgebauten Herero-Dorf wie in einem Zoo ausgestellt – und hatte für das neugierige Publikum handwerkliche Arbeiten vorzuführen.
Außerdem wurden alle Herero einer entwürdigenden biometrischen Vermessung unterzogen. Die Kraniologie, das Katalogisieren von Schädeln zum Zweck der Rasseforschung, war Ende des 19. Jahrhunderts in ganz Europa in Mode. Meist hatte sie das Ziel, die angebliche Überlegenheit der „weißen Rasse“ und die Unterlegenheit aller anderen „Rassen“ zu beweisen. Die biometrische Vermessung der Herero nahm Felix von Luschan vor, ein damals über die Grenzen Deutschlands hinaus anerkannter Arzt und Anthropologe.