
„Die Mannschaft“ kann weg
Frankfurter Rundschau
Die deutsche Fußball-Nationalelf ist unter Oliver Bierhoff zu einem pseudocoolen PR-Monstrum verkommen. Nun scheint ein Umdenken stattzufinden. Höchste Zeit. Ein Kommentar.
Es gibt vermutlich beim DFB und der Nationalelf das eine oder andere Problem, das vordringlicher einer Lösung harrt, aber dass inzwischen an oberster Stelle ernsthaft darüber nachgedacht wird, den unsäglichen Kunstbegriff „Die Mannschaft“ abzuschaffen, ist allemal zu loben. Dieser aus dem Setzbaukasten gängigen PR-Sprechs entliehenen Kampagnenbegriff, 2015 von der Kölner Designagentur Milk im Auftrag des Marketingstrategen Oliver Bierhoff kreiert, ist ja nie wirklich von der - wenig - verehrten Anhängerschaft angenommen worden. Er wirkte immer wie eine schale Kopie von Spitznamen anderer Nationen, die Les Bleus heißen oder Selecão, Nati oder Albiceleste, ein Abziehbild ohne jede Authentizität, Tradition oder Tiefe. In erster Linie stand dieser verkorkste Name stellvertretend für die Überkommerzialisierung von DFB und seinem Nationalteam in den letzten Jahren – einhergehend mit überhöhten Ticketpreisen, immer schlechteren Leistungen und dem steten Ausgrenzen von Fans bei Trainingseinheiten - selbst jetzt, bei der EM-Vorbereitung in Seefeld, hielt es der DFB für eine gute Idee, einen halben Berg blickdicht abzusperren. DFB und Nationalelf waren von ihre Anhängerschaft noch nie so weit entfernt wie in der Zeit nach dem Aus bei der WM 2018. Die Stadien waren bei den Auftritten von Jogis Jungs selten gut gefüllt, das Interesse an der DFB-Elf sank rapide. Die Entfremdung von den Edelkickern war enorm, die zwischen den Spielen gefühlt so viele PR-Termine und Mode-Shootings (auf denen manche ausrutschten) wie Trainingseinheiten absolvierten. Der Fan musste sich zuweilen vorkommen wie Kundschaft, der mittels smarter Kampagnen etwas verkauft werden soll. Gerade die Nationalmannschafts-Sponsoren warben mächtig mit „der Mannschaft“ oder den verballhornten PR-Begriffen „#ZSMMN“ oder „BestNeverRest“. Fans sehen sich aber als aktiven Teil des Ganzen, sie wollen den Fußball und nicht das Unternehmen.More Related News













