„Angelehnt an 1994“ – Ich möchte nicht an diese WM erinnert werden
Die Welt
Der DFB und Adidas haben das Trikot der deutschen Nationalmannschaft für die kommende WM vorgestellt. Beim Design klingeln die 90er-Jahre Sturm. Das Ganze weckt bei unserem Autor Erinnerungen an einen traumatischen Sonntag in Berlin.
Der DFB und Adidas haben das Trikot der deutschen Nationalmannschaft für die kommende WM vorgestellt. Beim Design klingeln die 90er-Jahre Sturm. Das Ganze weckt bei unserem Autor Erinnerungen an einen traumatischen Sonntag in Berlin. Wir wollen hier nicht über Geschmack streiten. Das neue Trikot der Fußball-Nationalmannschaft ist da, manche werden es wunderschön, andere ganz fürchterlich finden, ganz so wie alle zwei Jahre, wenn vor den großen Turnieren das neue Outfit unserer Fußballer auf den Markt geworfen wird. Stets garniert von hochtrabendem PR-Sprech, der vor der Veröffentlichung durch 17 Abteilungen gelaufen ist und dem deutschen Fan das kostspielige Stück Stoff schmackhaft machen soll. In diesem Fall dichteten sie beim DFB und Adidas über das neue Trikot (bitte halten Sie durch): „Das Heimjersey ist eine Hommage an die größten Erfolge und legendärsten Trikots Deutschlands bei Fußball-Weltmeisterschaften. Das neue Heimtrikot erscheint in traditionellem Weiß mit einem Rautenmuster in Schwarz, Rot und Gold, das von den ikonischen Designs der Weltmeister-Trikots inspiriert ist. Die Zickzack-Optik ist an das Modell aus dem Jahr 1994 angelehnt, als die USA das Turnier zum letzten Mal ausrichteten. In Kombination mit einer schwarzen Hose und weißen Stutzen, die das Rautenmuster erneut aufgreifen, entsteht ein zeitgemäßer Look, der die Wurzeln und das klassische Erscheinungsbild der deutschen Fußballnationalmannschaft würdigt.“ Angelehnt an die WM 1994 also. Das war natürlich ein Turnier mit Erinnerungswert. Diego Maradonas legendäre Karriere endete unrühmlich in einem Dopingfall, der Russe Oleg Salenko erzielte fünf Tore in einem Spiel, und der bezopfte Italiener Roberto Baggio sorgte mit seinem Fehlversuch im ersten Final-Elfmeterschießen der WM-Geschichte für großes Drama. Aber aus deutscher Sicht? Da gab es vor allem Stefan Effenberg, der sich mit einem ausgestrecktem Mittelfinger ein frühes Rückflugticket buchte und zumindest ein bisschen deutsche Sprachgeschichte schrieb – zwei Jahre später wurde der Begriff Stinkefinger in den Duden aufgenommen.
