"Öl ist die neue Kohle - das ist allen klar"
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Jennifer Paffen ist Portfoliomanagerin für Nachhaltigkeitsmandate und legt das Geld ihrer Kunden und Kundinnen möglichst nachhaltig an - mittlerweile drei Milliarden Euro. Dabei achtet sie auf drei "ESG" genannte Aspekte: Umwelt (Environment), Soziales und Governance. Einige Unternehmen aber betrachten Dinge wie ESG, Klimaschutz und Nachhaltigkeit als Marketing-Tool. Dazu gehört auch der Ölgigant ExxonMobil. Der hat vor zehn Jahren noch 500 Milliarden Dollar Umsatz und wahnsinnige Gewinne gemacht und war das wertvollste Unternehmen der Welt. Dann setzte bei vielen Menschen das grüne Gewissen ein, die Ölpreise fielen und damit auch die Umsätze und Gewinne von Exxon. Das gefällt den Aktionären gar nicht. Die haben im Juni den kleinen Hedgefonds Engine No. 1 ins Board gewählt. Jetzt kontrolliert er drei von zwölf Plätzen im Verwaltungsrat, obwohl er nur wenige Exxon-Aktien besitzt. Von innen heraus wollen die selbsternannten Umwelt-Aktivisten dafür sorgen, dass Exxon den Klimawandel ernstnimmt, sich entsprechend aufstellt und investiert. Ist das glaubhaft, wenn ein Engine-No.-1-Mitglied sein Geld selbst mit Öl und Gas verdient? Gibt es grüne Ölunternehmen? Geht es am Ende doch nur um Rendite? Im "Klima-Labor", dem neuen ntv-Podcast, erzählt Jennifer Paffen, was sie davon hält.
ntv.de: Was hältst Du von der Vorgehensweise des Hedgefonds? Kann das funktionieren? Jennifer Paffen: Das ist wirklich ein richtig interessanter Fall. Soweit ich weiß, ist es das erste Mal, dass so etwas geklappt hat - auch bei so einem großen Unternehmen und in so einem Umfang. Man muss dazu sagen, dass diese drei Aktivisten Teil eines Hedgefonds sind, was sich erst einmal nicht nach einer NGO anhört. Dieser Hedgefonds wurde erst vor einem Jahr gegründet und hält nur 0,02 Prozent der Aktien von Exxon. Das heißt, er hat eigentlich kein Stimmgewicht und ist trotzdem in diesen Verwaltungsrat reingekommen. Das zeigt, dass eine ganze Reihe von anderen Aktionären diesen Vormarsch unterstützt haben, sonst wären sie nicht gewählt worden.