Äthiopien: UN-Abgesandte ausgewiesen - 400.000 Menschen in Tigray leiden unter Hungersnot
Frankfurter Rundschau
Äthiopien weist sieben leitende UN-Abgesandte aus. Die humanitäre Lage in der Krisenregion Tigray spitzt sich unterdessen zu.
Tigray - Äthiopiens Regierungschef Abiy Ahmed manövriert sich immer tiefer ins internationale Abseits. Seine jüngste Entscheidung, sieben leitende Abgesandte der Vereinten Nationen aus dem Bürgerkriegsstaat am Horn von Afrika auszuweisen, stieß sowohl im New Yorker UN-Hauptquartier wie bei der US-Regierung in Washington auf heftige Kritik: Es scheint deshalb nur noch eine Frage der Zeit zu sein, bis US-Präsident Joe Biden bereits im vergangenen Monat angedrohte Sanktionen gegenüber Äthiopien verhängt.
UN-Generalsekretär António Guterres bemühe sich gegenwärtig, Premierminister Abiy Ahmed zu einer Korrektur seiner „schockierenden“ Entscheidung zu bewegen, hieß es am Freitag in New York. Doch die bisherigen Erfahrungen im Umgang mit der äthiopischen Regierung erlauben kaum Hoffnung.
Die Ausweisung der sieben UN-Gesandten hatten Äußerungen des Nothilfekoordinators des Staatenbunds, Martin Griffith, ausgelöst, der nach einem Äthiopienbesuch Anfang dieser Woche von einer „de facto Blockade“ der Bürgerkriegsprovinz Tigray durch Abiy Ahmeds Regierung gesprochen hatte. Sie sei absichtlich geschaffen worden und könne durch „einen Akt der Regierung“ wieder aufgehoben werden. Griffith machte die Blockade für die sich zuspitzende humanitäre Lage in Tigray verantwortlich.