Zwei weitere Männer im Iran hingerichtet
DW
Nach offiziellen Angaben sind damit insgesamt vier Todesurteile vollstreckt, die im Zuge der Protestwelle ergingen. Menschenrechtler zeigen sich bestürzt.
Im Iran sind zwei weitere Todesurteile im Zusammenhang mit den seit Monaten andauernden Protesten vollstreckt worden. Mohammed K. und Sejed H. seien gehängt worden, teilte die iranische Justizbehörde mit. Der oberste Gerichtshof hatte das Urteil gegen die Iraner am Dienstag bestätigt. Sie waren im Dezember als "Hauptverantwortliche" für den Tod eines Mitglieds der paramilitärischen Bassidsch-Miliz bei Demonstrationen in der Stadt Karadsch westlich von Teheran schuldig gesprochen worden.
Die Menschenrechtsorganisation Amnesty International hatte vor der Hinrichtung den "schnell durchgeführten unfairen Gruppenprozess" gegen die beiden Männer angeprangert. Er habe "nichts mit einem aussagekräftigen Gerichtsverfahren" zu tun. K.s Vater hatte gegenüber iranischen Medien erklärt, ein Anwalt der Familie habe keinen Zugang zu den Akten seines Sohnes erhalten. Dieser war nach Angaben der Organisation Iran Human Rights (IHR) mit Sitz in Oslo 22 Jahre alt. Zum Alter von H. machte die Organisation zunächst keine Angaben.
Die Zahl der bekannten Hinrichtungen im Zuge der Proteste im Iran verdoppelt sich damit auf vier. Die Justiz hatte im Dezember bereits Todesurteile gegen zwei junge Männer vollstreckt, die bei Protesten Sicherheitskräfte verletzt oder getötet haben sollen. Laut einer Zählung der Nachrichtenagentur AFP, die sich auf offizielle Informationen stützt, haben die Gerichte im Zusammenhang mit den Demonstrationen bislang 14 Menschen zum Tode verurteilt. Sechs davon warten auf ein neues Verfahren, zwei andere können noch Berufung einlegen.
Der Iran wird seit dem Tod der jungen iranischen Kurdin Jina Mahsa Amini im September von einer Protestwelle erschüttert. Die 22-Jährige war nach der Festnahme durch die Sittenpolizei wegen eines Verstoßes gegen die strikte Kleiderordnung der Islamischen Republik und einem Polizeigewahrsam unter ungeklärten Umständen gestorben.
Bei den landesweiten Demonstrationen verloren nach Schätzungen von Menschenrechtsorganisationen mehr als 450 Menschen ihr Leben, Tausende wurden festgenommen. Die Kundgebungen richten sich unter anderem gegen die rigorosen Bekleidungsvorschriften für Frauen. Vielfach werden aber auch ein Rücktritt der Führungsriege und grundlegende Änderungen des politischen Systems verlangt.