Zum 200. Geburtstag Dostojewskis: Es gibt Gott, und er verhindert nicht ein einziges Verbrechen
Frankfurter Rundschau
Keine sichere Seite, keine Hilfe: Zum 200. Geburtstag des russischen Schriftstellers Dostojewski
Frankfurt am Main - Vor 200 Jahren wurde in Moskau Fjodor Michailowitsch Dostojewski geboren. Am 8. Februar 1881 starb er in Sankt Petersburg. Seine vielbändigen Hauptwerke versammeln Hunderte von Stimmen aus allen Bereichen der russischen Gesellschaft. Die Versuche, sie am Westen zu orientieren, bekämpfte er. Er war russischer Nationalist mit immer wieder hervortretenden antisemitischen Zügen. Russland, fand er, solle zurückfinden zum Christentum.
Für Dostojewski war das die Religion nicht nur derer, die sich nach Erlösung sehnen, sondern vor allem derer, die auf sie angewiesen sind. „Verbrechen und Strafe“ trägt seinen Titel völlig zu Recht, denn er spielt an auf den 1764 erschienenen Anti-Folter-Klassiker des Mailänder Aufklärers Cesare Beccaria. Allerdings traf der Titel der alten deutschen Übersetzung „Schuld und Sühne“ wesentlich genauer, worum es Dostojewski ging.
Dostojewski hatte 1849 vor einem Erschießungskommando gestanden, wurde in letzter Minute begnadigt zu einem Sibirienaufenthalt. 1859 durfte er zurück. Er arbeitete als Schriftsteller und Journalist in Sankt Petersburg. Sehr erfolgreich. Allerdings hasste er Geld mindestens so sehr wie die Moderne. Er gab es aus und wenn er nicht mehr wusste wofür, verspielte er es. Vor den Gläubigern musste er ins Ausland fliehen.