Zinshoffnungen beflügeln Wall Street
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In den USA lässt der Inflationsdruck nach. Dennoch ist unklar, wie die Fed weiter vorgehen wird. Die Bankturbulenzen verstärken bei den Anlegern allerdings die Hoffnung, dass künftige Zinserhöhungen nun viel moderater ausfallen könnten.
Die jüngsten US-Inflationsdaten haben die Wall Street ins Plus gehievt. Die Investoren hofften, dass der Rückgang der Teuerungsrate die US-Notenbank Fed zu kleineren Zinserhöhungen und damit zur Entlastung des Banksystems bewegt. Die Furcht vor weiteren Bankenpleiten nach dem Kollaps der Silicon Valley Bank (SVB) und der Signature Bank infolge der Auswirkungen von steigenden Zinsen, die die Börsen am Montag erschüttert hatte, ebbte dementsprechend merklich ab. Der Dow-Jones-Index der Standardwerte schloss 1,1 Prozent höher auf 32.155 Punkten. Der technologielastige Nasdaq rückte 2,1 Prozent auf 11.428 Punkte vor. Der breit gefasste S&P 500 legte 1,7 Prozent auf 3920 Punkte zu.
Die Teuerungsrate für Waren und Dienstleistungen in den USA fiel im Februar wie erwartet auf 6,0 Prozent von 6,4 Prozent im Januar. Dieses Niveau ist Analysten zufolge nach wie vor zu hoch. Allerdings steht die Fed unter Druck, dem Banksystem nach den jüngsten Pleiten nicht noch mehr zuzusetzen. Wie die Abschätzung der beiden Risiken bei der nächsten Fed-Sitzung am 22. März ausfällt, lasse sich noch nicht sicher beurteilen, schrieben die Commerzbank-Ökonomen Christoph Balz und Bernd Weidensteiner. "Allerdings ist ein großer Zinsschritt wohl vom Tisch, und selbst ein kleiner ist unsicher geworden." Die Mehrheit der Marktteilnehmer geht von einer Erhöhung der Zinssätze um 25 Basispunkte aus.
Die Bankenaktien schlugen einen Erholungskurs ein. Große Geldhäuser wie Goldman Sachs, Citigroup und Wells Fargo gewannen zwischen 2,1 und 5,9 Prozent und machten damit ihre Verluste vom Vortag größtenteils wett. Kleine regionale Banken wie First Republic und PacWest, die bis zu 85 Prozent verloren hatten, kletterten um bis zu 34 Prozent. Auch die Facebook-Mutter Meta stand im Rampenlicht. Eine neue Entlassungswelle trieb die Aktie um mehr als sieben Prozent in die Höhe. Das Unternehmen, zu dem auch der Messengerdienst WhatsApp und die Fotoplattform Instagram gehören, will weitere 10.000 Stellen streichen. Zudem sollten rund 5000 offene Stellen nicht besetzt werden. Erst vor vier Monaten hatte Meta bereits die Entlassung von 11.000 Mitarbeitern angekündigt.
Der Softwarekonzern SAP möchte umstrukturieren und macht seinen Mitarbeitern attraktive Angebote, um das Unternehmen zu verlassen. Die Programme schlagen anscheinend voll ein, denn Tausende interessieren sich einem Bericht zufolge für einen Abgang. Doch nicht für alle könnte der Wunsch in Erfüllung gehen.
Von Kreditnehmern ersehnt, von Sparern befürchtet: Die Euro-Währungshüter steuern nach einer Serie von Zinserhöhungen im Kampf gegen die Inflation auf eine erste Zinssenkung zu. Volkswirte und Analysten rechnen fest damit, dass der Rat der Europäischen Zentralbank (EZB) heute eine Verringerung der Leitzinsen um 0,25 Prozentpunkte beschließen wird.