Youtube ändert Richtlinien gegen Desinformation
DW
Die Videoplattform Youtube rückt von ihrer bisherigen Linie ab, Falschbehauptungen zur US-Präsidentschaftswahl 2020 zu entfernen. Kritiker sprechen von einer "gefährlichen Entscheidung".
Zwei Jahre nach der erklärten Absicht, Falschinformationen im Zusammenhang mit der Präsidentschaftswahl in den USA zu bekämpfen, hat die Onlineplattform Youtube eine Abkehr von ihren bisherigen Richtlinien angekündigt. Die Videoplattform, die zum Google-Konzern Alphabet gehört, werde "keine Inhalte mehr entfernen, die falsche Behauptungen über weitverbreiteten Betrug, Fehler oder Pannen bei der Präsidentschaftswahl 2020 und anderen vergangenen US-Wahlen aufstellen", teilte das Unternehmen in einem Blog-Eintrag mit.
"Zwei Jahre, Zehntausende von entfernten Videos und eine Wahlperiode später haben wir erkannt, dass es an der Zeit ist, die Auswirkungen dieser Politik in der heutigen, veränderten Landschaft neu zu bewerten", begründete das Unternehmen seinen Schritt. Die Entfernung der Inhalte dämme zwar "einige Falschinformationen" ein, könne aber auch "den unbeabsichtigten Effekt haben, die politische Meinungsäußerung einzuschränken".
Die Möglichkeit, offen über politische Ideen zu diskutieren, selbst wenn diese umstritten seien oder auf unbewiesenen Annahmen beruhten, sei jedoch "für eine funktionierende demokratische Gesellschaft von zentraler Bedeutung - insbesondere inmitten der Wahlsaison", hieß es weiter.
Die aktualisierte Richtlinie tritt ab sofort in Kraft. Andere Regeln hingegen sollen offenbar bestehen bleiben, darunter das Verbot von Inhalten, die Wähler täuschen oder Menschen dazu verleiten könnten, demokratische Prozesse zu stören.
Die Maßnahme stieß umgehend auf Kritik. Die unabhängige Organisation Free Press forderte Youtube auf, die "gefährliche Entscheidung" sofort zurückzunehmen. Die Onlineplattform liege "völlig falsch" mit ihrer Begründung zugunsten der Meinungsfreiheit. Vielmehr bedrohten Hass und Falschinformationen in einer zunehmend polarisierten politischen Landschaft "unsere Demokratie".