Wofür Jodtabletten wirklich wichtig sind - und wann man sie nicht einnehmen sollte
RTL
Jod ist ein wichtiges Spurenelement für unseren Körper. Hochdosierte Jodtabletten sollten aber auf keinen Fall einfach so eingenommen werden, warnt Dr. Specht.
Im Zuge der aktuellen Geschehnisse in Putins Krieg gegen die Ukraine rückt ein bestimmtes Medikament immer weiter in den Vordergrund: Jodtabletten. Sie sollen uns im Fall eines nuklearen Unfalls helfen und vor radioaktiver Belastung vor strahlenbedingten Erkrankungen schützen – eine Bedrohung, die hoffentlich niemals eintreten wird. Macht es trotzdem Sinn, die Tabletten zur Sicherheit einzunehmen? Die Nachfrage nach Jodtabletten in Apotheken ist bereits gestiegen. Das Bundesamt für Strahlenschutz (BfS) sagt auf seiner Twitter-Seite aber eindeutig: Nein!
Aber was hat es mit dem Spurenelement überhaupt auf sich? Wann macht es Sinn, Jodtabletten einzunehmen und für wen ist das Medikament wichtig? Das weiß Allgemeinmediziner und Medizinjournalist Dr. Christoph Specht.
Sind Sie häufig müde, antriebslos, können sich manchmal nur schwer konzentrieren und erleben häufig Stimmungstiefs? All das könnten Anzeichen für einen Jodmangel sein. Langfristig kann dieser auch zu Schlaf- und Verdauungsstörungen führen.
"Jod ist ein ganz wichtiges Spurenelement für ganz viele Körperfunktionen", erklärt Dr. Christoph Specht im Interview mit RTL. Vor allem für die Schilddrüse, denn mit Jod als Baustein produziert sie lebenswichtige Hormone. Aber: Der Mensch kann Jod im Körper nicht selbst herstellen, weswegen wir es über die Nahrung aufnehmen müssen. Dafür eignen sich Lebensmittel wie Spinat, Brokkoli, Grünkohl, Milch und Fisch besonders gut. Oder man nimmt es über jodiertes Speisesalz auf, das Sie in jedem Supermarkt kaufen können.
Besonders wichtig ist die Einnahme von Jod für kleinere Kinder und Schwangere. Um festzustellen, ob man selbst unter Jodmangel leidet, muss man zum Arzt gehen, von einer eigenständigen Einnahme raten Ärzte und Apotheker ab.
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Ohne Rezept vom Arzt können Sie in Apotheken nur niedrigdosierte Jodtabletten erwerben. Doch bringt die Einnahme überhaupt etwas? "Das würde nichts nützen", sagt der Allgemeinmediziner. Man müsse unglaublich viele Apotheken leer kaufen, um an die Dosierung heranzukommen, die in den Tabletten steckt, die man auf Rezept bekommt, wenn wirklich eine Schilddrüsenerkrankung behandelt werden muss.
Hochdosierte Jodtabletten sollten unter keinen Umständen einfach so eingenommen werden – auch nicht dann, wenn Sorge vor radioaktiver Strahlung besteht und man sich schützen möchte. Die Idee dahinter: In Kernkraftwerken entsteht bei der Kernspaltung radioaktives Jod. Käme es zu einem Unfall und zu einem Austritt von diesem, dann würde die Schilddrüse auch das speichern, denn: Der Körper kann nicht zwischen natürlichem und radioaktivem Jod unterscheiden. Damit man das umgeht, nimmt man im Voraus hochdosierte Jodtabletten ein. Aber: Laut Specht mache das hier bei uns überhaupt keinen Sinn. (vdü)