Wo Pick-up kein Riegel ist
n-tv
Im neuen "Tatort" ermitteln die Kommissare in einer zutiefst frauenverachtenden Szene: Pick-up-"Artists" wollen wilde Raubtiere sein. Hinter all dem Testosteron stecken ein zynisches Geschäftsmodell und jede Menge Minderwertigkeitsgefühle.
"Pack ihr direkt an die Muschi und lass sie nicht mehr los", brüllt der Mann auf der Bühne seinem Publikum zu. Das besteht - bis auf Ausnahme der Dortmunder Kommissarin Bönisch (Anna Schudt) - ausschließlich aus Männern und quittiert die trumpsche Entgleisung nicht etwa mit Entsetzen, sondern mit lautem Grölen. Hinter dem Kopf des Mannes prangt das Konterfei eines Löwen, der genauso überlegen auf die Menge herabschaut wie der Referent selbst: "Lerne Frauen zu erobern" steht darüber. Und genau deswegen hängen all diese Männer an den Lippen eines Typen, der nur auf den ersten Blick smart wirkt. Oder, wie er selbst es formuliert: "Wir wollen ja alle ficken, oder?"
Im neuen "Tatort" tauchen die Dortmunder Ermittler tief in eine Szene ein, die es in sich hat: Pick-up-"Artists" wollen mit allen Mitteln möglichst viele Frauen aufreißen und sehen sich dabei selbst als wilde Raubtiere auf der Jagd, während das weibliche Geschlecht zur Beute degradiert wird. 700 Frauen will zum Beispiel der selbst ernannte Künstler seiner Trophäensammlung hinzugefügt haben - "in den letzten zehn Jahren". Ob er dabei denn überhaupt noch Spaß habe, wollen die Kommissare wissen. Was für eine blöde Frage, "es geht nur um Macht."
Max Mutzke ist ein glücklicher Familienvater, muss aber in die Abstellkammer zum Zoom-Interview, denn da ist es am ruhigsten. Er darf - mit ihrer Einwilligung - über seine ehemalige Lebensgefährtin sprechen und schreiben, weil sie inzwischen seine beste Freundin ist, über seine aktuelle Lebensgefährtin abr nicht, das hat Gründe. Außerdem ist er mit Barbara Schöneberger befreundet - vereinzelt kommt er sogar zu Wort. Wenn Sie ein Buch lesen wollen mit Wortwitz und voller Anekdoten, vor allem aber darüber, wie Mutzke sich seiner verstorbenen, alkoholabhängigen Mutter durch den Prozess des Schreibens und Redens mit seiner Familie wieder angenähert hat, wie man verzeiht und wie man ein deutscher Star sein kann, der nahbar ist aber nicht alles ausposaunt - dann dieses. Es geht übrigens nicht nur um Frauen. Und es geht auch nicht nur um seine Musik. Mit ntv.de spricht Max Mutzke über seine Autobiografie, die der Künstler selbst lieber "Anekdoten-Sammlung" nennt - eine wirklich gute Idee.