Wo Lukaschenkos Geschäft mit der Flucht beginnt
Die Welt
Im Irak zeigt sich, wie das Lukaschenko-Regime die Migration in die EU nicht nur zulässt, sondern organisiert, um Druck auszuüben. Gleichzeitig verdienen er und seine Partner Millionen von Dollar. Ein Besuch bei den Menschen, die für Lukaschenko Druckmittel und Geschäftsmodell zugleich sind.
In Ranya, einer kleinen Stadt etwa 50 km von der iranischen Grenze entfernt, ist der hoch aufragende Kewa Rash, der auf Kurdisch „schwarzer Berg“ heißt, fast überall zu sehen. In den halbdunklen Läden im Zentrum gehen Verkäufer und Kunden ihren zwielichtigen Geschäften nach. Auf dem von Bäumen gesäumten Hauptplatz spielen Dutzende von Männern – und nur Männer, denn dies ist eine konservative Region – das Würfelspiel Tricktrack oder trinken starken Tee in einer der Teestuben.
Hier, an einem Tisch in der Ecke, spreche ich mit dem Koordinator eines Schleusernetzwerks, das Menschen über die Grenze zwischen Belarus und Polen bringt. Und dann weiter in den Westen. Meistens nach Deutschland, sagt er, aber manchmal auch bis nach Großbritannien. Ich hatte mit einer konspirativen Atmosphäre gerechnet, aber mein Gesprächspartner wird wie ein Held behandelt: Die Jungen gehen ihm aus dem Weg, die Alten stehen auf, um ihn zu begrüßen. „Jeder hier träumt von Europa. Ich verkaufe diese Träume“, sagt er stolz.