WM-Gastgeber Katar: Weiter Reformbedarf bei Menschenrechten
DW
An diesem Freitag werden die Gruppen der Fußball-WM in Katar ausgelost. Auch knapp acht Monate vor dem Turnier wird weiter über die Menschenrechtslage in dem Emirat diskutiert.
"Das war ein wichtiger Schritt", meinte Matthias Ginter, als er vom Treffen mit den Menschenrechtsorganisationen Human Rights Watch und Amnesty International berichtete. Der Deutsche Fußball-Bund (DFB) hatte in der vergangenen Woche seine Nationalspieler für 90 Minuten mit Experten der beiden Organisationen zusammengebracht, um die Spieler über die aktuelle Menschenrechtslage im WM-Gastgeberland Katar zu informieren. Ginter sprach von einem "wichtigen Schritt", bei dem es nicht bleiben dürfe. Man wolle sich "weiter informieren, damit wir vor Ort alles richtig bewerten können", so der Nationalverteidiger.
Was ist geworden aus den viel kritisierten Arbeitsbedingungen für die zahlreichen Wanderarbeiter aus asiatischen Entwicklungsländern auf den WM-Baustellen? Hat es spürbare Verbesserungen gegeben, nachdem 2020 per Gesetz ein Mindestlohn und das Recht auf freie Arbeitsplatzwahl beschlossen wurde?
Dietmar Schäfers hat einen guten Einblick. Der Vizepräsident der internationalen Bau- und Holzarbeiter-Gewerkschaft BHI hatte noch 2013 mit seiner Organisation die Kampagne "Red card for FIFA - No world cup without human rights" (Rote Karte für die FIFA – keine WM ohne Menschenrechte) gestartet. In den vergangenen Jahren verhandelte Schäfers mehrfach mit dem WM-Organisationskomitee und dem Arbeits- und Sozialministerium in Katar und machte sich vor Ort selbst ein Bild.
"Wir haben seit 2016 als internationale Gewerkschaft die Möglichkeit, regelmäßige Inspektionen auf allen WM-Baustellen in Katar durchführen zu können. Und zwar mit unseren Fachleuten. Bis jetzt haben wir 24 dieser Inspektionen durchgeführt", sagt Schäfers der DW: "Seither haben sich die Bedingungen für die Arbeiter deutlich verbessert. Beispielsweise wurden sogenannte 'Cooling rooms' eingerichtet, in denen sich die Arbeiter bei Hitze ausruhen können. Kühlwesten wurden eingeführt, regelmäßige Pausenzeiten implementiert."
Besonderes Augenmerk richtete die BHI auf das offiziell mittlerweile verbotene Kafala-System. Unter anderem hatten ausländische Arbeiter bei ihren katarischen Arbeitgebern ihre Pässe abgeben müssen. "Das Kafala-Gesetz ist faktisch abgeschafft worden", bestätigt Schäfers. "Die Arbeiter können sich frei bewegen, dürfen auch den Arbeitgeber wechseln, wie sie möchten. Zudem ist ein Mindestlohn eingeführt worden." Die Arbeiter hätten auf den Baustellen eigene Sprecher gewählt, es gebe zudem eine Schlichtungsstelle, an die sie sich bei Problemen wenden könnten.