WM-Eröffnungsspiel wird zum PR-Supergau
DW
Mir einer pompösen Eröffnungsfeier beginnt die umstrittene Fußball-WM in Katar. Zunächst läuft für Katar und die FIFA alles nach Plan. Dann schreibt der WM-Gastgeber Geschichte - jedoch ganz anders als gedacht.
Die Fußball-Weltmeisterschaft hat ihre erste Sensation. Bereits am Eröffnungsspieltag geht Katar in die Geschichte ein. Nur hatten sich das Emirat und wohl auch FIFA-Boss Gianni Infantino das sicher anders vorgestellt, denn der Wüstenstaat unterlag Ecuador mit 0:2 (0:2) und ist damit das erste Gastgeberland in der WM-Geschichte, das ein Eröffnungsspiel verloren hat. Dabei hatte alles so gut angefangen, denn wenige Stunden zuvor war die Stimmung bei den Verantwortlichen noch ausgelassen.
Katarer auf Kamelen und Pferden säumten den Eingangsbereich des Al-Bayt-Stadions im Norden von Doha. Die traditionellen Gewänder wehten im Wind und die Abendsonne versank im Hintergrund hinter dem Horizont. Tausende Fans aus diversen Ländern bahnten sich den Weg durch die zahlreichen Absperrgitter bis ins Stadion. Im Inneren des einem Beduinen-Zelt nachempfundenen Al-Bayt-Stadion in Al-Khor wurde es dann pompös und vor allem laut.
Rund 90 Minuten vor dem Anpfiff trat Katars Emir Tamim bin Hamad Al Thani in Begleitung von FIFA-Präsident Gianni Infantino und Saudi-Arabiens Kronprinz Mohammed bin Salman die Terrasse der VVIP-Loge des Stadions und winkte freudig in die Menge. Nachdem der Emir seine Worte zunächst auf Arabisch an die Besucher gerichtet hatte, begrüßte er mit "Welcome to the World" auch die anderen Fans. Infantino, der tags zuvor eine höchst skurrile Pressekonferenz gegeben hatte, sagte zunächst nichts.
Wenig später verdunkelte sich das Stadion und Oscar-Preisträger Morgan Freeman sowie rund 800 Tänzer und Sänger Junk Kook von der südkoreanischen Popgruppe BTS zeigten eine spektakuläre Show. Freeman führte durch die Show. Er sprach von Toleranz und Respekt und dass man durch den Fußball eben diese Botschaft in die Welt senden wolle. "Wir sind ein Volk", ließ der Hollywood-Star die Menschen im Stadion wissen. Es war die erwartete große Show, die sich der Fußball-Weltverband gewünscht hatte. Dementsprechend gelöst trat dann auch der FIFA-Boss Infantino vor die Kameras, begrüßte die Zuschauer und rief: "Fühlt ihr euch gut?" Der Applaus hielt sich in Grenzen. Erst als aus einigen Ecken des Stadions Jubel aufbrandete, stimmten auch die meisten anderen Fans mit ein.