Wittenberger Kirche will antijüdisches Relief erhalten
Die Welt
Die Wittenberger „Judensau“ verbleibt an der Fassade der Stadtkirche. Damit entscheidet sich der Gemeindekirchenrat gegen die Empfehlung eines von ihm selbst beauftragten Expertengremiums. Der Zentralrat der Juden erwartet „deutliche Erklärungen“ vor Ort.
Die Auseinandersetzung um das mehrere Hundert Jahre alte antijüdische Schmährelief an der Wittenberger Stadtkirche geht in die nächste Runde: Der Gemeindekirchenrat (GKR) sprach sich am Mittwoch für den Erhalt der Plastik aus. Die Stätte der Mahnung solle als Ganzes erhalten bleiben, sagte Jörg Bielig, der Vorsitzende des GKR. Die Entscheidung in der Stadtkirchengemeinde sei „einmütig“ gefallen, sagte Pfarrer Matthias Keilholz der Nachrichtenagentur dpa.
Das Relief, das laut Historikern im Mittelalter entstand, sorgt seit Langem für Diskussion. Es zeigt eine Sau, an deren Zitzen zwei Menschen saugen, die durch Spitzhüte als Juden identifiziert werden sollen. Eine als Rabbiner geltende Figur hebt den Schwanz des Tieres und blickt in den After. Schweine gelten im jüdischen Glauben als unrein.