
"Wird immer Menschen geben, die mich für schuldig halten"
n-tv
33 Jahre, 6 Monate und 25 Tage verbringt Jens Söring im Gefängnis in den USA. Verurteilt ist er für den Mord an den Eltern seiner damaligen Freundin Elizabeth Haysom. Im November 2019 wird er auf Bewährung entlassen und nach Deutschland abgeschoben. Seitdem sind ein Jahr und neun Monate vergangen, in denen Söring begonnen hat, sich ein neues Leben aufzubauen. Doch die Frage, ob er unschuldig ist oder nicht, polarisiert noch immer. Mit ntv.de spricht Söring über die Zeit nach der Haft und darüber, ob ihn die Menschen noch immer für einen Doppelmörder halten.
ntv.de: Sie sind jetzt ein Jahr und neun Monate in Freiheit. Was würden Sie als wichtigste Erfahrung dieser Zeit beschreiben?
Jens Söring: Natürlich endlich Freiheit - in jeder Hinsicht. Ich habe immer noch eine gerahmte Karte neben meinem Bett, auf der steht: "Ich. Muss. Gar. Nix." Ich stand 33 Jahre lang unter äußerem Zwang. Ich durfte sogar Besucher nur kurz umarmen. Jetzt kann ich meine Freunde umarmen. Menschliche Nähe ist so schön. Wegen Corona hatte ich einen etwas langsamen Start. Die Pandemie begann ja zwei Monate nach meiner Entlassung. Für mich war das gewissermaßen ein Vorteil. Die Gesellschaft ist ja sehr schnell geworden in diesen 33 Jahren. Durch Corona hat sich das alles ein bisschen entschleunigt, das hat mir tatsächlich geholfen, den Anschluss zu finden. Aber jetzt wird gelockert und dafür bin ich auch dankbar. Denn jetzt, wo mein Buch rauskommt, kann ich endlich reisen und Menschen sprechen.
