
"Wir erwarten eine Kostensteigerung um 50 Prozent"
n-tv
Alles wird knapp: Krankenhausbetten, Geduld, Energie - und auch das warme Wasser. Erste Vermieter greifen zu drastischen Mitteln, die die Menschen in den hiesigen Breiten nicht gewohnt sind. Ein Vorschlag lautet: Duschen nur zu bestimmten Zeiten und auch beim Heizen wird gespart werden müssen, weil die Preise im Energiebereich drastisch in die Höhe schnellen. Was im letzten Winter, genauer gesagt bis zum Angriff Russlands auf die Ukraine, unvorstellbar schien, wird nun sehr wahrscheinlich: Durch die Reduzierung der russischen Gaslieferungen könnten die Deutschen bald im Kalten sitzen. Mit ntv.de sprechen Maren Kern, Vorständin des BBU (Verband Berlin-Brandenburgischer Wohnungsunternehmen e.V) und Anne Keilholz, Vorständin des Kölner Wohnungsbauunternehmens GAG Immobilien AG.
ntv.de: Ständig neue Herausforderungen an die deutsche Wohnungswirtschaft - nicht nur der Wohnraum ist knapp und der Neubau schleppt sich dahin, das Bundeswirtschaftsministerium hat die Alarmstufe des "Notfallplan Gas" ausgerufen. Wie regiert Ihr Verband, Ihr Unternehmen?
Anne Keilholz: Unabhängig von der Alarmstufe hat die GAG Immobilien AG bereits damit begonnen, ihre Heizzentralen unter die Lupe zu nehmen und Optimierungspotenziale zu ermitteln. Wir sind zuversichtlich, dass bis zum Beginn der Heizperiode die größten und verbrauchsstärksten Anlagen überprüft und entsprechend eingestellt worden sind. Die übrigen Anlagen folgen nach und nach. Dadurch lässt sich der Gasverbrauch nicht unwesentlich senken.
Maren Kern: Angesichts der sich rasch abzeichnenden Gaskrise muss Energie gespart werden, das steht fest. Der BBU begleitet seine 340 Mitgliedsunternehmen in Berlin-Brandenburg schon seit mehr als zwei Jahrzehnten mit dem ALFA-Projekt (Allianz für Anlageneffizienz) auf wissenschaftlicher Basis bei der Optimierung ihrer Heizanlagen. Auf diese Weise lassen sich mit kostengünstigen Maßnahmen Reduzierungen des Heizenergiebedarfs um 10 bis 15 Prozent realisieren. Diese Unterstützung werden wir fortsetzen. Darüber hinaus befürworten wir eine bundeseinheitliche Regelung, auf deren Grundlage im absoluten Bedarfsfall eine leichte Reduzierung der Raumtemperaturen ermöglicht würde. Außerdem unterstützen wir unsere Mitgliedsunternehmen weiterhin dabei, ihre Mieterinnen und Mieter für verbrauchsbewussten Energieeinsatz zu sensibilisieren und sie in Sachen Energieeinsparung zu beraten. Wir warnen zudem davor, dass die gravierenden Energiepreissteigerungen über die stark steigenden Vorauszahlungen insbesondere auch die Wohnungsunternehmen wirtschaftlich enorm unter Druck setzen können.
