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Wie feministisch sind die Proteste im Iran?

Wie feministisch sind die Proteste im Iran?

DW
Wednesday, October 12, 2022 10:01:07 AM UTC

Die Proteste der Iranerinnen und Iraner seit dem gewaltsamen Tod von Mahsa Amini sind feministisch, meint Katajun Amirpur. Feministische Außenpolitik bedeutet, ihren Kampf zu unterstützen.

Der Aufstand im Iran ist feministisch. Schließlich geht es ja beim Feminismus nicht darum, Frauen statt Männer an die Macht zu bringen. Es geht um Selbstbestimmung für alle, Männer wie Frauen. Und im Kopftuchzwang sehen die heute Demonstrierenden symbolisch die staatliche Verweigerung, ihnen Selbstbestimmung zuzugestehen.

Diese Selbstbestimmung bezieht sich aber auf viel mehr als "nur" auf das Recht, sich zu kleiden, wie man möchte: Es geht für die fünfzig Prozent der Iraner, deren Muttersprache nicht Persisch ist, darum, ihre Muttersprache in der Schule lernen zu dürfen; es geht für Lesben und Schwule darum, ihre sexuelle Orientierung frei leben zu können; es geht für die Bahais darum, ihre Religion auszuüben - und so weiter und so fort.

In seinem Song "Baraye" (dt. "Dafür" oder "Wegen"), der zur Hymne des Aufstands geworden ist, hat der Künstler Shervin Hajizadeh eine Reihe von Twitternachrichten zusammengefasst, in denen die Protestierenden beschreiben, warum sie auf die Straße gehen: Für das Tanzen auf der Straße; für das Mädchen, das sich wünscht, ein Junge zu sein; für die Freiheit, die Freiheit, die Freiheit. Und es sind vermutlich genauso viele Männer wie Frauen, die dafür zurzeit auf die Straße gehen. Auch in dieser Frage vermitteln uns die Videos, die jetzt viral gehen, wahrscheinlich ein schräges Bild.

Das Kopftuch steht symbolhaft aber nun einmal für all dies und deshalb reißen sich jetzt die jungen Mädchen ihre Kopftücher vom Kopf. Ironischerweise ist das Kopftuch schon einmal das Symbol schlechthin für einen Systemwechsel gewesen, nämlich für den, der 1978/79 in Iran stattfand. Und so könnte es auch jetzt wieder sein.

Das Kopftuch ist eng mit der Geschichte der Emanzipation in Iran verwoben, im Sinne einer Befreiung von Bevormundung – und zwar nicht erst seit 1978, dem Jahr der letzten iranischen Revolution im 20. Jahrhundert: 1936 verbot Reza Schah Pahlavi das Kopftuch. Reza Schah, der zum Kaiser aufgestiegene Kosakengeneral, wollte sein Land mit allen Mitteln modernisieren, auch äußerlich. Auch mit der Brechstange. Deshalb wurde den iranischen Frauen per Gesetz untersagt, ein Kopftuch zu tragen. Die Staatsmacht riss es den Frauen auf der Straße vom Kopf.

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