Werften: Das dicke Ende kommt erst noch
DW
Zurzeit scheint niemand neue Ozeanriesen zu brauchen, auch nicht von Meyer an der Ems. Die größte deutsche Werft sucht nach jeder Art neuer Aufträge. Schwierig, da das Virus die Kreuzfahrtbranche weiter im Griff hat.
Am 3. Januar meldete die Deutsche Presse-Agentur, ein Kreuzfahrtschiff mit infizierten Menschen an Bord sei im Hafen der norditalienischen Stadt Genua eingelaufen. Die Fälle auf der MSC Grandiosa seien bei den zahlreichen Kontrollen auf dem Schiff festgestellt worden, teilte MSC Cruises auf Nachfrage am Montag mit. Die Infizierten und ihre Kontaktpersonen hätten sich in den Kabinen isoliert.
Tags darauf brach das Kreuzfahrtschiff MS Amera eine Reise wegen mehrerer Corona-Infektionen bei der Besatzung ab. Das Schiff sei am 4. Januar - und damit fünf Tage früher als geplant - in Bremerhaven eingelaufen, sagte eine Sprecherin des Veranstalters. Ihren Angaben zufolge waren etwa acht Crewmitglieder bei regelmäßigen Tests positiv getestet worden. Auch die nächste Kreuzfahrt des Schiffes wurde abgesagt.
Diese Beispiele vom Montag und Dienstag dieser Woche zeigen, dass die vor der Pandemie boomende Kreuzfahrtbranche immer noch mit großen Problemen kämpft - da werden neue Schiffe gerade nicht gebraucht. Das trifft die Werften in Deutschland hart.
Dem deutschen Schiffbau geht es angesichts der oft billiger produzierenden Konkurrenz aus Fernost ohnehin nicht gut. Corona macht den Betrieb teurer und komplizierter. Am besten läuft noch das Geschäft mit Kriegsschiffen oder mit Luxusjachten. Das ist aber längst nicht so ertragreich wie der Bau von Kreuzfahrtschiffen.
Vor zwei Jahren, im Januar 2020, feierte die Meyer-Werft im niedersächsischen Emsland, spezialisiert auf den Bau großer Kreuzfahrtschiffe, noch stolz ihr 225-jähriges Bestehen, dann kam Corona und stürzte Deutschlands größten Schiffbauer in die schlimmste Krise seiner Geschichte. "In meinen 48 Jahren auf der Werft habe ich noch nie so existenzbedrohende zwei Jahre erlebt", so Werftchef Bernard Meyer in einem Brandbrief an niedersächsische Landespolitiker im Dezember.