Wenn Sufis und Hindus mit Benediktinern beten
DW
Religionen gelten vielfach als Ursache für Konflikte und Abgrenzung. Ordensleute unterschiedlicher Glaubensrichtungen wollen das mit dem Projekt "Weltkloster" ändern. Ein kleines Projekt mit großem Anspruch.
"Es ist eine Zeit des Austauschs und Lernens", sagt Thomas Hessler und verweist als Quelle seiner Aussage auf den Dalai Lama. Hessler ist Benediktiner-Mönch. In dieser Woche war er im österreichischen Kloster Aich Gastgeber für Angehörige verschiedener Religionen.
"Wir versuchen, voneinander und miteinander zu lernen. Es gibt zum Beispiel Aspekte unserer christlichen Traditionen, die die Sufis mir neu nahegebracht haben."
Neben Hessler sitzt beim Gespräch Hüseyin Haybat. Der studierte Wirtschaftsinformatiker ist in der Softwareentwicklung tätig – und er ist Sufi, Mitglied einer islamischen Strömung, die die Mystik betont.
Haybat schildert "ein sehr altes Sufi-Gleichnis: "Die Religionen sind Kelche, die alle den gleichen Nektar enthalten. Wer den Nektar kostet, erkennt Nektar in jedem Kelch. Diejenigen, die nie gekostet haben, streiten sich lieber über die Form des Gefäßes anstatt über den Inhalt.
Der Benediktiner Hessler und der Sufi Haybat sind Akteure des Projekts "Weltkloster". Mit knapp zehn anderen Gläubigen kamen sie in dieser Woche im Kloster Aich zusammen, unter anderem mit einem Muslim, einem Hindu, einem Buddhisten, sowie weiteren Benediktinern. Online zugeschaltet waren zudem eine christliche Ordensfrau der Barmherzigen Schwestern vom Heiligen Kreuz aus dem Kloster Hegne in Allensbach am Bodensee, ein Münchner Rabbiner und eine Münsteraner Bahai.