
Wenn sich Freunde von Trauernden abwenden
n-tv
Sterben der Partner oder die Partnerin, ist es gut, Freunde zu haben, die einem zur Seite stehen. Doch irgendwann ziehen sich insbesondere Paare meist zurück. Warum? Und wie geht man damit um?
Einmal in der Woche zusammen Canasta spielen, regelmäßig zusammen kochen oder gemeinsam ins Kino oder ins Theater gehen: Für viele befreundete Paare gibt es feste Termine und Anlässe, um sich zu treffen. Und natürlich soll sich daran auch nichts ändern, wenn jemand von ihnen stirbt. Doch vor allem Witwen erleben: Wenn sie plötzlich allein in diesem Kreis sind, ist alles anders. Nicht nur, weil sie sich selbst unwohl fühlen, sondern auch, weil sie ausgeschlossen werden.
"Männer werden eher bedauert, getröstet und mal zum Essen eingeladen. Bei Frauen, die einen Partner verlieren, geschieht häufig der Rückzug des Umfelds", sagt Trauertherapeut und Autor Roland Kachler. Insbesondere Paare gehen irgendwann auf Abstand. "Weil eine alleinstehende Frau oft als Gefährdung für die bestehenden Paare empfunden wird", erklärt der Experte.
Einen solchen "Sekundärverlust" erleben Männer seltener: "Bei ihnen wird die Gefahr für die eigene Beziehung nicht so groß empfunden, weil klar ist, dass sie eher jemand 'Freies' finden", sagt der psychologische Psychotherapeut. Grund dafür ist nicht zuletzt die Bevölkerungsstatistik, wonach es ab etwa 60 Jahren einen Überschuss von verwitweten und alleinstehenden Frauen gebe.
