Wenn im Leistungssport auch der Schlaf trainiert wird
DW
Spitzensportler wie Cristiano Ronaldo oder Solo-Segler Boris Herrmann schlafen nicht nur in der Nacht, sondern auch mehrmals am Tag. Die Gründe sind unterschiedlich - und der Nutzen ist fraglich.
Guter und erholsamer Schlaf ist für Spitzensportler von enormer Bedeutung und kann eine Leistungssteigerung von bis zu drei Prozent ermöglichen - das kann in bestimmten Sportarten über Sieg und Niederlage entscheiden. Im Schlaf regenerieren und wachsen Muskeln, werden Bewegungsabläufe oder anderes verinnerlicht und mentale Stärke gewonnen. Schlafmangel oder schlechte Schlafqualität wirken sich dagegen kontraproduktiv auf die Konzentrationsfähigkeit, die Stimmung, die Reaktionszeit und das Leistungsvermögen aus. Die Folge: Man wird körperlich krank.
Wer monatelang allein die Welt umsegelt, hat allerdings keine Zeit für stundenlangen Schlaf. Solo-Weltumsegler Boris Herrmann trainierte sich daher an, nur kurz zu schlafen, dafür mehrmals am Tag. Doch selbst das Nickerchen in der Schlussphase der Vendée Globe 2021 wurde Herrmann zum Verhängnis: Während er schlief, kollidierte sein Boot mit einem Fischtrawler. Herrmann verpasste daraufhin einen Podiumsplatz. Die technischen Überwachungsgeräte hatten keinen Alarm geschlagen.
Auch andere Sportler passen ihren Schlaf an ihre speziellen Bedürfnisse an: Boxer stellen zum Beispiel ihren Schlafrhythmus um, damit sie bei einem Wettkampf spätabends - entgegen ihrer inneren Uhr - besonders leistungsfähig sind.
Profifußballer wie Cristiano Ronaldo oder Robert Lewandowski arbeiten mit Schlaftherapeuten, schlafen nach ausgeklügelten Schlafkonzepten auch mehrmals am Tag und versprechen sich davon die schnelle Regeneration ihrer Körper.
Die Schlafforschung unterscheidet drei verschiedene Schlafmodelle: monophasisch, biphasisch und polyphasisch. Die meisten Menschen schlafen nachts im Schnitt sieben Stunden am Stück und haben damit nur eine Schlafphase (monophasisch). Manche ergänzen noch einen Mittagsschlaf (biphasisch). Was eher für Babys typisch ist - nämlich drei bis sechs Schlafphasen pro Tag von jeweils etwa 90 Minuten - nennt sich polyphasisches Schlafmodell. Und dieses Konzept machen sich einige Leistungssportler zu eigen.