Wenn der Ex vorbeischaut
Frankfurter Rundschau
Werder-Coach Markus Anfang fordert Darmstadt 98 und Trainer Torsten Lieberknecht. Der eine hat die Massen hinter sich, der andere muss noch kämpfen.
Es dauerte nicht lange, zehn Pflichtspiele, ehe sich Torsten Lieberknecht das erste Mal von diesen wohligen Klängen umschmeicheln lassen durfte. Sprechchöre mit des Trainers Namen hallten vor bald zwei Wochen durchs Stadion in Sandhausen, direkt nach der 6:1-Demonstration seines Teams, dem SV Darmstadt 98. Und der Coach des Fußballzweitligisten nahm die dargebrüllte Einladung an, zwar zögerlich, sie schien ihm noch recht früh ob seines erst viermonatigen Wirkens, aber strahlend. Er trat zu den Fans und genoss die Rufe. Torsten Lieberknecht ist schnell angekommen am Bölle. Mit seiner nahbaren Art, der Kumpelhaftigkeit, freilich gepaart mit sportlichen Achtungserfolgen, sehen die Fans in ihm etwas, was die beiden Vorgänger nicht ausstrahlten.
Dimitrios Grammozis und Markus Anfang hatten ja durchaus Erfolg in Darmstadt, und sie ließen ihre Profis teils einen ansehnlichen Ball spielen. Das Gefühl aber, einer aus der Mitte der Menge zu sein, den Klub von Kopf bis Fuß zu leben, vermittelten sie nicht. Wollten sie wohl gar nicht, was auch gewiss kein Einstellungskriterium für einen Fußballlehrer sein muss. Es gibt viele Wege, erfolgreich zu arbeiten.
Stichwort Arbeit. Markus Anfang, der Ex, der an diesem Sonntag (13.30 Uhr) mit Werder Bremen zu Gast ist in Darmstadt, zählt zu dieser Kategorie der besonders fleißigen Schaffer. Das war in Darmstadt so, das ist es jetzt in Bremen. Seinen Spielern trichtert der Rheinländer in etlichen Übungseinheiten und auch während der Begegnungen taktische Vorgaben geradezu ein, das mag ermüdend sein, irgendwann aber hat sie dann auch wirklich der letzte Kicker verstanden.