Weltkriegsgedenken im Schatten des Kriegs in der Ukraine
DW
An vielen Orten in Deutschland wird an das Ende des Zweiten Weltkriegs in Europa 1945 erinnert. Bundeskanzler Olaf Scholz nimmt den 8. Mai zum Anlass, um zur Verteidigung des Rechtsstaats aufzurufen.
"Vor 78 Jahren wurden Deutschland und die Welt von der Gewaltherrschaft des Nationalsozialismus befreit", erklärte Bundeskanzler Olaf Scholz auf Twitter. Der Jahrestag mahne, dass der demokratische Rechtsstaat keine Selbstverständlichkeit sei. "Wir sollten ihn schützen und verteidigen - jeden Tag", betonte er.
Berlins Regierender Bürgermeister, Kai Wegner (CDU), gedachte mit dem ukrainischen Botschafter in Deutschland, Oleksii Makeiev, an der Gedenkstätte Neue Wache in Berlin der Opfer des Zweiten Weltkriegs. Die Neue Wache ist die zentrale Gedenkstätte der Bundesrepublik Deutschland für die Opfer von Krieg und Gewaltherrschaft. "Niemals wieder darf sich Gewalt gegen die Freiheit durchsetzen", erklärte Wegner nach der Kranzniederlegung. Die Ukraine müsse diesen Krieg gewinnen. Botschafter Makeiev schrieb auf Twitter, Ukrainer hätten auf Seiten der Anti-Hitler-Koalition "einen wesentlichen Beitrag" zum Sieg über den Nationalsozialismus geleistet.
"Wir leben heute in Freiheit, weil andere für unsere Freiheit gekämpft haben", erklärte Bundesaußenministerin Annalena Baerbock (Grüne). Dass der 8. Mai für Deutschland und Europa "ein Tag der Befreiung war, ist auch 78 Jahre später unser unermessliches Glück".
In einer Mitteilung von Kulturstaatsministerin Claudia Roth heißt es: "Der 8. Mai steht für das tagtägliche Eintreten für Frieden, Freiheit, Demokratie und Selbstbestimmung in einem gemeinsamen, geeinten Europa." Das Datum stehe auch für das Ende des Menschheitsverbrechens des Holocausts, für das Deutschland bis heute in der Verantwortung stehe. Roth erinnerte zugleich an den russischen Angriffskrieg gegen die Ukraine. "Menschen verlieren deshalb ihr Leben, ihre Lieben, ihr Zuhause, und Putins Russland versucht, ihnen ihre gesamte eigenständige Kultur zu nehmen. Für die Propaganda zu diesem verbrecherischen Angriffskrieg missbraucht Putin auch die Erinnerung an den 8. Mai in übelster Form." Dem müsse deutlich entgegengetreten werden, betonte die Grünen-Politikerin.
Veranstaltungen und Demonstrationen zum Weltkriegsgedenken sind an vielen Orten in Deutschland geplant. Allein in Berlin wurden mehrere Kundgebungen an den sowjetischen Ehrenmalen und am Brandenburger Tor angemeldet. Die Polizei befürchtet Spannungen wegen des russischen Angriffskriegs auf die Ukraine und ist mit mehr als 1500 Beamten im Einsatz.