Weitere Affenpocken-Fälle in Europa: Wie wird die Krankheit übertragen und wie schütze ich mich?
RTL
In Europa tauchen immer mehr Fälle von Affenpocken-Infektionen auf. Was tun, wenn das Virus auch nach Deutschland kommt? Dr. Specht klärt auf.
Immer mehr Affenpocken-Fälle in Europa! Nach sieben bekannten Fällen in Großbritannien haben nun auch portugiesische Gesundheitsbehörden fünf Fälle der seltenen Infektionskrankheit bestätigt. Alle Patienten seien Männer und lebten in der Region um Lissabon sowie im Tejo-Tal, heiße es von Seiten Behörden, wie die Nachrichtenagentur Reuters berichtet. Auch in Spanien sollen acht Patienten im Verdacht stehen, sich möglicherweise mit dem Virus infiziert zu haben. Könnten die Affenpocken auch bald nach Deutschland kommen? Und wie schützen wir uns dann? Der Allgemeinarzt und Medizinjournalist Dr. Christoph Specht klärt auf.
"Vom Namen her könnte man glauben, Affenpocken sind eine Affen-Erkrankung. Sind sie aber nicht, sondern eher eine Erkrankung von verschiedenen Nagetieren", erklärt Dr. Specht im Gespräch mit RTL. Zwar könnten Affen sich auch mit dem Virus infizieren, doch seien sie genau wie der Mensch sogenannte Fehlwirte, so Specht weiter. "Aber diese Nagetier-Pocken können eben auch auf den Menschen übergehen und dort ähnliche Symptome machen wie die Echten Pocken."
Die sogenannten Echten Pocken des Menschen gelten seit 1980 nach einer großen Impfkampagne weltweit als ausgerottet. Wie das RKI erläutert, haben weite Teile der Weltbevölkerung mittlerweile allerdings keinen Impfschutz mehr. In Nigeria würden nun seit 2017 vermehrt Affenpocken-Infektionen beim Menschen diagnostiziert – und Fälle in Verbindung mit Reisen dorthin.
Bei einer Infektion mit dem Affenpocken-Virus träten ähnliche Symptome auf wie bei der Infektion mit den Echten Pocken, so Dr. Specht. "Allerdings in abgeschwächter Form." Starke Fieberanfälle, Lymphknotenschwellungen und die typischen Hautveränderungen, die man von den Echten Pocken kenne, gehörten dazu, erläutert der Mediziner. Weitere Symptome der Affenpocken haben wir hier für Sie aufgelistet.
Die Erkrankung sei bisher nur sehr selten von einem Nagetier auf den Menschen übergegangen, und Todesfälle habe es bisher nur bei jüngeren Kindern gegeben. Dennoch warnt der Mediziner: "Das war bisher eine Sache, die man im Griff hatte. Aber jetzt ist ja auch bekannt geworden, dass es auch Mensch-zu-Mensch-Übertragungen geben soll. Und das ist natürlich eine andere Bedrohung." Nun müsse man im Blick behalten, ob sich durch den möglichen neuen Übertragungsweg auch die schwere der Symptomatik verändere.
"Es besteht kein Anlass, jetzt davor große Angst zu haben, dass wir hier in Deutschland nun plötzlich die Affenpocken bekommen", beruhigt Dr. Specht. "Aber: Das Robert Koch-Institut hat die Ärzte schon aufgefordert, genau hinzuschauen und wachsam zu sein."
In einem vom RKI veröffentlichten Beitrag heißt es, angesichts der Fälle im Vereinigten Königreich sollten Affenpocken auch dann bei unklaren, pockenähnlichen Hautveränderungen als mögliche Ursache in Betracht gezogen werden, wenn die Betroffenen nicht in bestimmte Gebiete gereist seien. Zum Beispiel Männer, die sexuellen Kontakt mit Männern haben, sollten laut RKI bei ungewöhnlichen Hautveränderungen "unverzüglich eine medizinische Versorgung aufsuchen".
"Affenpocken lassen sich eigentlich nicht gut übertragen", beruhigt Dr. Specht. Üblicherweise geschehe dies durch direkten Kontakt vom Tier zum Menschen. Und auch bei den neu beobachteten Mensch-zu-Mensch-Übertragungen habe es sich nicht um flüchtige Begegnungen gehandelt. "Es braucht schon den direkten Kontakt. Es ist nicht so wie bei Corona, dass ein Aerosol im Raum schweben kann und sich dann jemand noch anschließend infiziert", versichert Dr. Specht.