Weiter ungeklärt - der Fall von Chinas Tennis-Star Peng Shuai
DW
Bei den Australian Open in Melbourne wird nicht nur über Tennis diskutiert, sondern auch über das Schicksal der chinesischen Spielerin Peng Shui. Wir beantworten die wichtigsten Fragen rund um diesen Fall.
Beim Frauen-Finale der Australian Open an diesem Samstag zwischen der Lokalmatadorin Ashleigh Barty und der US-Amerikanerin Danielle Collins werden wahrscheinlich viele Zuschauende identische T-Shirts tragen: in Weiß, mit der Aufschrift: "Where is Peng Shuai?" (Wo ist Peng Shuai?). Australische Aktivisten wollen den Center Court im Melbourne Park nach eigenen Worten in ein "Meer" dieser T-Shirts verwandeln, um auf den weiter ungeklärten Fall der chinesischen Tennisspielerin aufmerksam zu machen. Sie haben 1000 Shirts drucken lassen.
Die 36 Jahre alte Peng Shuai galt bislang als chinesische Vorzeige-Tennisspielerin, in deren Glanz sich auch die kommunistische Führung in Peking gerne sonnte. 2013 gewann sie mit ihrer Doppelpartnerin Hsieh Su-wei aus Taiwan das Grand-Slam-Turnier in Wimbledon und das Saisonabschlussturnier, die WTA-Championships in Istanbul. 2014 siegten die beiden auch bei den French Open in Paris, einem weiteren Grand-Slam-Turnier. 20 Wochen lang stand Peng Shuai an der Spitze der Doppel-Weltrangliste.
Die Chinesin trat auch mit anderen Partnerinnen im Doppel an, unter anderem mit der Tschechin Andrea Sestini Hlavackova und der Deutschen Laura Siegemund. Insgesamt feierte Peng bei WTA-Turnieren 23 Turniersiege im Doppel und zwei im Einzel. Letztmals im Einsatz war sie bei den Qatar Open 2020.
Auf der chinesischen Social-Media-Plattform Weibo beschuldigte die 35-Jährige am 2. November den früheren chinesischen Vizepremier Zhang Gaoli, sexuell übergriffig geworden zu sein. Nachdem sie vor zehn Jahren vorübergehend eine Affäre gehabt hätten habe Zhang sie 2018 in seiner Wohnung gegen ihren Willen zum Sex zwingen wollen, schrieb Peng: "Ich kann nicht beschreiben wie angewidert ich war und wie oft ich mich gefragt habe, ob ich noch ein Mensch bin. Ich fühle mich wie eine wandelnde Leiche." Der Post wurde wenig später gelöscht. Suchanfragen nach Peng Shuai auf Weibo brachten keine relevanten Ergebnisse mehr. Diskussionen zum Thema wurden blockiert. Danach verlor sich die Spur der Tennisspielerin für rund zwei Wochen.
Die französische Profispielerin Alizé Cornet rief Mitte November auf Twitter unter dem Hashtag #WhereIsPengShuai (Wo ist Peng Shuai) dazu auf, sich für die Chinesin einzusetzen: "Wir sollten nicht schweigen." Die Tennisszene war alarmiert. Auch die früheren Superstars Chris Evert und Billie Jean King äußerten sich besorgt über das Schicksal Pengs.