Weihnachten nach der Flut im Ahrtal: Finsternis und das Hoffen auf Perspektive
Frankfurter Rundschau
Die Menschen im Ahrtal sind auf der Suche nach einer Perspektive, viele fühlen sich alleingelassen. In der Zeit vor Weihnachten wächst der Schmerz. Eine Reportage.
Schuld/Altenburg/Insul – Ira Schaible, Reporterin der Deutschen Presse-Agentur, hat sich auf Spurensuche ins Ahrtal gemacht. Was sie gesehen und gehört hat, klingt zum Teil bedrückend. Schließlich hat die Flutkatastrophe im Juli 2021 nicht nur 134 Tote und hunderte Verletzte nach sich gezogen, sondern auch Spuren der Verwüstung und massive Zerstörung. Inzwischen medial kaum noch beachtet, fehlt vielen Menschen noch heute eine Perspektive nach der Katastrophe.
So geht es etwa Schausteller Tim Himmes, der während Schaibles Besuch zwischen ausrangierten Kinderkarussell-Figuren in seinem Elternhaus steht und einen alten Partykeller ausräumt. Es ist kalt dort, die Flut im Ahrtal hat ein riesiges Loch in die Wand gerissen. Der 21-Jährige fröstelt. Ein paar Kilometer weiter blickt Bernd Gasper bei Schneegriesel auf die Stelle, wo Haus stand, bevor es die Wassermassen verwüsteten. Der 69-Jährige sagt: „Ich weiß nicht, wie es weiter geht, und was ich machen soll“. Er kämpft mit den Tränen. Es graut ihm vor Weihnachten. Das erste Mal in seinem Leben.
Wie vielen anderen auch in dem so stark zerstörten und so idyllisch gelegenen Tal fehlt es beiden an einer Aussicht auf eine bessere Zukunft. Sowohl Himmes als Gasper haben noch kein Geld aus dem Wiederaufbaufonds von Bund und Ländern bekommen, sagen sie. Obwohl sie ihre Anträge längst abgeschickt haben, beteuern sie.