
Was kostet ein gutes Leben in Deutschland?
DW
In der Bundesrepublik ist jeder Sechste von Armut bedroht. Die steigenden Preise für Gas, Strom und Lebensmittel stellen das Land vor eine vollkommen neue Herausforderung.
Obdachlose, die auf der Straße schlafen, Mütter, die auf Mahlzeiten verzichten, um ihre Kinder besser ernähren zu können, Rentner, die in Mülleimern nach Pfandflaschen suchen: Obwohl Deutschland eines der reichsten Länder der Welt ist, sind 13,8 Millionen Menschen von Armut bedroht oder direkt betroffen. Zu diesem Ergebnis kommt der Paritätische Wohlfahrtsverband in seinem aktuellen Armutsbericht. Die Bundesregierung stellt in ihrem Armuts- und Reichtumsbericht 2022 zudem fest, dass es eine wachsende Kluft zwischen Arm und Reich gibt.
Das heißt nicht, dass in Deutschland Menschen verhungern oder erfrieren müssen, weil sie keine Hilfe bekommen können. Oder an Krankheiten sterben, weil es keinen Zugang zur Gesundheitsversorgung gibt. Sozialwissenschaftlich wird zwischen absoluter Armut, bei der Menschen lebenswichtige Grundbedürfnisse nicht befriedigen können, und relativer Armut unterschieden. Sie bemisst sich an den durchschnittlichen Lebensumständen einer Gesellschaft.
Auf der Liste der reichsten Länder der Welt, zuletzt aktualisiert im Jahr 2021, steht Deutschland auf Platz 20. Die Rangfolge basiert auf dem Wohlstand des Landes, messbar am sogenannten Bruttoinlandsprodukt pro Kopf. Dafür rechnet man den Wert aller im Land hergestellten Waren und Güter zusammen und teilt diese Zahl durch die Einwohnerzahl. In Deutschland ergibt das etwas mehr als 50.700 US-Dollar pro Kopf - gemessen vom Säugling bis zum Greis.
Zum Vergleich: Als reichstes Land der Welt gilt Luxemburg. Der kleine europäische Staat erwirtschaftete 2021 ein Bruttoinlandsprodukt von rund 136.700 US-Dollar pro Kopf. Die zehn ärmsten Länder der Welt liegen in Afrika. Als ärmstes Land gilt Burundi mit einem BIP pro Kopf von gut 270 US-Dollar.
Während in den ärmsten Ländern der Welt viele Menschen in absoluter Armut leben, sind Menschen in Europa in der Regel von relativer Armut betroffen. Sie müssen mit erheblichen materiellen Einschränkungen leben. Meistens kommen sie nur über die Runden, wenn sie auf vieles verzichten, was für den Großteil der Bevölkerung selbstverständlich ist.
