Was genau ist Biopiraterie?
DW
Das Thema Biopiraterie gilt als zentraler Streitpunkt beim UN-Weltnaturgipfel in Montreal. Entwicklungsländer wollen am Gewinn aus Entwicklungen beteiligt werden, die auf ihren Ressourcen basieren.
Die Natur ist schon lange Basis für die Arzneimittelforschung und gentechnisch veränderte Nahrungspflanzen, und sie wird von Forschung und Unternehmen für die Entwicklung von vielen Produkten genutzt. Wenn aber Entdeckungen, die auf dem traditionellen Wissen indigener Völker oder dem Reichtum der biologischen Vielfalt in Entwicklungsländern beruhen, exportiert und patentiert werden, ohne dass dafür Geld gezahlt wird, spricht man von Biopiraterie.
Diese Praxis hat eine lange Geschichte. Kolonialmächte wie Spanien, Großbritannien und andere nutzten die natürlichen Ressourcen der von ihnen besetzten Gebiete und schöpften hohe Gewinne durch den Handel mit Kaffee, Baumwolle, Tee, Gewürzen und Gummi ab.
Zwar erlangten die ehemaligen Kolonien nach und nach ihre Unabhängigkeit, doch Biopiraterie ist auch heute noch weit verbreitet. Große multinationale Unternehmen und Forschungsgruppen in reichen Industrienationen machen sich oft die natürlichen Ressourcen von Entwicklungsländer zu eigen und beanspruchen die Rechte am geistigen Eigentum für den eigenen Profit. Dazu gehören Firmen, die auf Biotechnologie, Landwirtschaft, Chemie oder Pharmazeutika spezialisiert sind. Allein der Markt der pharmazeutische Industrie war 2021 weltweit geschätzte 1,35 Billionen Euro wert.
Zwar gibt es bereits seit Jahrzehnten Schutzmaßnahmen – etwa ein Abkommen der der Welthandelsorganisation WTO zur Regelung der Rechte an geistigem Eigentum für Pflanzen- und Tierarten. Doch diese haben sich nicht immer als ausreichend wirksam erwiesen.
Das zeigt der Jahrzehnte dauernde Kampf um Produkte des indischen Neem-Baums. Dazu gehört auch ein Patent im Wert von über 60 Millionen Dollar jährlich, das 2008 dem multinationalen US-Konzern W.R. Grace für ein organisches Fungizid auf Neem-Basis erteilt wurde.