
Was der Tod der Queen für Großbritannien bedeutet
n-tv
Kurz vor der Beisetzung von Elizabeth II. befinden sich die Briten noch immer im Ausnahmezustand. Der Tod der Queen ruft nicht nur Trauer, sondern auch Ängste hervor - vor allem bei einer Bevölkerungsgruppe.
Für viele Briten war Queen Elizabeth II. ein Symbol, ein Kleber, der das Vereinigte Königreich zusammenhielt. Doch eine Bevölkerungsgruppe des Inselstaats hat mit dem Tod der Monarchin besonders zu kämpfen: die Nordiren. "Der Tod der Queen ist ein Erdbeben für nordirische Unionisten", schrieb die in Dublin erscheinende "Irish Times". Die Unionisten vertreten nämlich die Ideologie, dass der Norden der Insel weiterhin zum Vereinigten Königreich gehören sollte.
In Zeiten, in denen Großbritannien durch den Brexit, durch schottische Unabhängigkeitsbestrebungen und durch immer lauter werdende Rufe nach einer irischen Wiedervereinigung mehr und mehr bedroht zu sein scheint, ruft der Tod der Queen Ängste hervor. "In Nordirland, insbesondere aus Sicht der Unionisten, scheinen die Dinge im Moment sehr unsicher zu sein", sagt Katy Hayward, Politikprofessorin an der Queen’s Universität in Belfast. "Viele Dinge, die sie sehr schätzen, scheinen sich gerade zu verändern."
Nicht nur wegen des Brexit hält die Bevölkerung laut Hayward ein vereinigtes Irland für wahrscheinlicher. Auch der Erfolg der republikanischen Partei Sinn Féin sowohl in Nordirland als auch in der Republik sei "ein weiteres Zeichen für die Unionisten, dass sich die Dinge ziemlich schnell ändern können". Der ehemalige politische Flügel der Irisch-Republikanischen Armee (IRA) hat im Mai dieses Jahres erstmals die meisten Sitze im nordirischen Regionalparlament bekommen. Ein Ziel von Sinn Féin: Ein Referendum über den Beitritt Nordirlands zur Republik soll innerhalb eines Jahrzehnts abgehalten werden.
