Warum um das Befinden von Papst Franziskus spekuliert wird
DW
Vor einem Jahr wurde Papst Franziskus am Darm operiert. Seit Monaten prägen Kniebeschwerden seinen Alltag. Wird er im Spätsommer seinen Rücktritt ankündigen?
Zuletzt ließ sich der Augsburger Bischof vernehmen. Bertram Meier war am Freitag zu Gast bei Papst Franziskus im Vatikan. Er habe, sagte er im Anschluss der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA) den 85-Jährigen nicht als amtsmüde erlebt. "Er war sowohl körperlich als auch geistig sehr stark, er war sehr humorvoll und überhaupt nicht müde." Der Papst habe keinen Rollstuhl genutzt, nur seinen Stock.
Nun ist das so seine Sache, wenn Mitarbeiter – nichts anderes ist ein Bischof - nach einer Begegnung mit ihrem direkten Vorgesetzten dessen gesundheitliches Befinden schildern. Eine allzu distanzierte Sicht ist nicht zu erwarten. Mag der Papst auch eine der großen geistlichen und immer noch eine der moralischen Autoritäten der Welt sein, er steht auch an der Spitze eines absolutistischen Systems.
Aber seine Befindlichkeit ist seit geraumer Zeit ein Thema. Spätestens seitdem vor einem Jahr - am 4. Juli 2021 - Meldungen die Vatikan-Berichterstatter überraschten, dass Franziskus in einer Klinik unter Vollnarkose am Darm operiert worden sei.
Am damaligen Sommertag hatte der Papst mittags noch aus dem Fenster des Apostolischen Palasts mit tausenden Gläubigen auf dem Petersplatz gebetet, wie es Sonntag für Sonntag üblich ist. Zum Schluss bat er die Menschen stets in italienischer Sprache "Non dimenticate di pregare per me" / "Bitte vergesst nicht, für mich zu beten". Das sonst übliche und die Italiener stets erheiternde "buon pranzo" / "Guten Appetit" blieb aus, was ungewöhnlich war.
Nur Stunden später schreckte dann ein Tweet des Direktors des Vatikanischen Pressesaals, Matteo Bruni, die gemeinhin als "vaticanisti" bezeichneten Korrespondenten rund um den Vatikan und Gläubige in aller Welt auf. Darin informierte er knapp über die Operation. Bruni setzte auf Beruhigung. Der Eingriff sei "geplant gewesen". Stunden später folgte die Info, der Papst habe gut darauf reagiert. Es sei um entzündliche Stellen in der Darmwand gegangen. Dennoch: Journalistinnen und Journalisten aktualisierten danach ihre vorbereiteten Nachrufe auf das Kirchenoberhaupt.