
Warum Duzen nicht immer einfacher ist
n-tv
Deutschland ist lockerer geworden. Statt förmlichem "Sie" erobert das "Du" immer mehr Lebensbereiche. Bedeutet das mehr Nähe in der Gesellschaft - oder ist ein "Du" heute einfach weniger wert?
Siezt du noch oder duzt du schon? Ob im Büro, Café, beim Elternabend oder in der Nachbarschaft - die vertrauliche Anrede "Du" scheint in Deutschland immer beliebter zu werden. Ist das positiv und steht für weniger Hierarchie und Spießigkeit? Oder bedeutet ein spontanes "Du" heute weniger Vertraulichkeit als früher? Nicht allein für Sprachwissenschaftler ist die Sache kompliziert - und spannend.
Als das schwedische Möbelhaus Ikea vor rund 20 Jahren begann, auch deutsche Kunden in seinen Werbebotschaften konsequent zu duzen, löste das noch eine kleine Kulturdebatte aus. Ist das respektlos oder sympathisch? Heute gehört die lockere Kundenansprache oft zur Unternehmensstrategie. "Die Hersteller von Seidenkrawatten und Maßanzügen werden weiter siezen. Aber wenn ich Sprayer-Dosen verkaufe, werde ich mit dem "Sie" nicht weit kommen", sagt Horst Simon, Sprachforscher an der Freien Universität Berlin.
